«Die Eroberung der Zeit»: ausgestellte Uhrmacherkunst

Einige meinen, dass bestimmte historische und sogar auch zeitgenössische Uhren echte «Schmuckstücke» sind. Und zu Recht, denn in dem ewigen Streben des Menschen, die Zeit zu erobern, verkörperten die Zeitmesser gleichermassen den Fortschritt von Wissenschaft und Kunst. Nur wenige Kreationen des Menschen zeugen von diesem langsamen, aber kontinuierlichen Fortschritt in der Umsetzung angewandter Techniken für die mechanische Zeitmessung und ihre durch Kunsthandwerke angebrachten Verzierungen: Bildhauerei, Gravur, Emaillieren, Ziselieren, Edelsteinfassen etc. Zu Beginn vertuschten die Letzteren übrigens weitgehend die Mängel der Ersteren.

 

Genf, Wiege der Emailkunst

Die Ausstellung der Fondation de la Haute Horlogerie «La Conquête du Temps» zeichnet diese Entwicklung exakt nach. Die zuerst in Mexiko-Stadt, dann in London und schliesslich in Paris gezeigte Ausstellung wurde wie eine Reise durch die Epochen und Stilrichtungen konzipiert, um deutlich zu machen, was die Uhr von heute den «Künstlern» von gestern verdankt. Nur ein Beispiel: Die Stadt Genf bildete im 18. Jahrhundert die Wiege der Emailkunst. Auf engstem Raum tummelten sich die besten Kunsthandwerker der damaligen Zeit, die Taschenuhren mit Feueremail und Grubenschmelz verzierten. Eine Kunst, die auch bei den sogenannten «chinesischen», weil für das Reich der Mitte bestimmten, Uhren zur Anwendung gelangte, die speziell für das besonders feuchte Klima der Region entwickelt wurden. Schon damals war China für die Schweizer Uhrmacherei ein besonders interessanter Absatzmarkt. Hier wurde auch die Emailtechnik «émail sous fondant» entwickelt, bei der die Motive durch eine durchsichtige Emailschutzschicht besonderen Glanz erhalten.

 

Vom Gnomon bis zur Atomuhr

Das ist nur ein Beispiel von vielen, denn die Zeitmesser haben den besten Kunsthandwerkern und Künstlern schon immer einen unerschöpflichen kreativen Raum geboten. Vielleicht auch, weil sie anfänglich nur den Edelleuten und Mächtigen vorbehalten waren. Dadurch, dass die Zeitmessung für alle Bevölkerungsschichten zugänglich wurde, gewann sie an Technik, verlor aber an künstlerischer Symbolik. Angesichts gewisser moderner Uhren lässt sich diese Aussage jedoch nicht verallgemeinern. Noch nie waren die Kunsthandwerke lebendiger. Die Manufakturen geben sich die grösste Mühe, um diese altüberlieferten Traditionen am Leben zu halten, denn auch sie möchten, dass die Zeitmesser viel mehr sind als nur einfache Zeitmesser. Die Ausstellung der Fondation de la Haute Horlogerie zeichnet diese Bestrebungen nach. Denn der Weg vom Gnomon bis zur Atomuhr führt auch über die Kunst.


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