Osmose von Kunst und Wissenschaft

Die Kunst der Zeitmessung unterhält mit allen anderen Wissenschaften seit mehreren tausend Jahren einen ständigen Dialog, der auch so bald nicht abbrechen dürfte. Mechanik, Physik, Mathematik und Astronomie haben der Uhrmacherei zu Fortschritten verholfen, ihr manchmal neue Lösungen aufgezeigt oder sie im Gegenteil vor neue Herausforderungen gestellt.

Tradition der Universalzeit

Die Erfindung der Eisenbahn hat Uhrmacher und Behörden gezwungen, die Zeitzonen zu vereinheitlichen. Vor dem Stahlross lebte man nur in der wahren Zeit, sprich jener, bei der der Mittag durch die Sonne im Zenit angezeigt wird. Folglich gab es so viele Lokalzeiten wie Längengrade, doch da niemand mehr als ein paar Kilometer pro Tag reisen konnte, merkte es einfach niemand. Mit dem Zug stellte der Fortschritt die Uhrmacherei vor neue Herausforderungen. Gleichzeitig bescherte er mit dem Telegrafen der Uhrmacherei die Möglichkeit, eine präzise Uhrzeit über grosse Distanzen zu kommunizieren. Die Vormachtstellung seiner Marine und Handelsflotte im 18. Jahrhundert veranlasste das britische Königshaus, dem Uhrmacher John Harrison den roten Teppich auszurollen. Seine Uhr, die noch heute im Observatorium von Greenwich ausgestellt ist, war präzise genug, um die Längengrade zu messen. Auf dem Schiff gab sie Auskunft über die Zeit des Heimathafens, die dann mit der realen Zeit verglichen werden konnte. Vorher kannten die Seeleute nur den Breitengrad. Sie konnten sich nicht präzise orten und hatten somit immer Angst, das angepeilte Ziel zu verfehlen.

Im 18. Jahrhundert entwickelten die Uhrmacher unter dem Einfluss der Geografen auch Uhren mit Universalzeit wie das 1705 von Zacharias Landeck gebaute Exemplar, das heute noch im Internationalen Museum der Uhrmacherei in La Chaux-de-Fonds bewundert werden kann. Sie legten den Grundstein für sagenumwobene Zeitmesser wie die Heures du monde von Vacheron Constantin und die verspieltere WW.TC von Girard Perregaux, die als Herrenmodell Auskunft über die Lokalzeit der wichtigsten Börsenplätze und als Damenmodell über die der wichtigsten Einkaufsstrassen gibt.

 

Von Newton bis Breguet

Auch die Physik erkannte das Potenzial der Uhrmacherei, Theorie in praktische Anwendungen umzusetzen. Jede Entdeckung und jede Formel wurde früher oder später uhrmacherisch umgesetzt. Als Isaac Newton 1684 Edmund Halley über seine Theorie der universellen Gravitation informiert, formuliert er ungewollt auch ein Problem – den Einfluss der Schwerkraft auf Taschenuhren –, das Abraham-Louis Breguet ein Jahrhundert später mit seinem Tourbillon löst, der auch heute noch zu den renommiertesten Komplikationen der Uhrmacherei zählt.

Als die Wissenschaftler der Renaissance sich mit der Ausdehnung von Metallen je nach Temperatur auseinandersetzten, legten sie gleichzeitig den Grundstein für eine neue Pendulengeneration: Die Uhrmachermeister fertigten nun Unruhen aus Verbundstoffen und mit Stäben aus unterschiedlichen Metallen – die einen grau, die anderen golden – die auf Hitze unterschiedlich reagieren, zusammen die Verformung ausgleichen und somit dafür sorgen, dass die Gesamtlänge unverändert bleibt.

 

Nach dem Big Bang …

Mit dem Magic Gold, einem neuen, kratzfesten und 18-karätigen Gold setzt Hublot diese jahrhundertealte Tradition fort: Feststellung der Schwachstellen eines Materials – Ausdehnung bei den Pendulen bzw. mangelnde Härte beim Gold – und Suchen einer Lösung mithilfe von Wissenschaftlern. EPFL-Forscher verhalfen Hublot zum Magic Gold: Flüssiges Gold wird unter Druck in eine Art Keramikschwamm gespritzt, bis dieser nichts mehr aufnehmen kann. Wissenschaft und Uhrmacherei ergänzen sich technisch perfekt, wenn sie die Präzision, Zuverlässigkeit und Lebensdauer eines Zeitmessers steigern. Ihr Zusammenspiel kann aber auch von atemberaubend poetischer Schönheit sein, wenn sie auf 40 mm Durchmesser das ganze Himmelszelt des Universums widerspiegeln.

Dominique Fléchon erinnert daran, dass die Uhrmacherei vor allem der Astronomie entsprungen ist. Die Designer grosser Uhrenmarken machen diesem Erbe mit zahlreichen Modellen alle Ehre: ein Zifferblatt mit dem Himmel über Paris von Van Cleef & Arpels 2008, astronomische Komplikationen von Ludwig Oechslin für Ulysse Nardin sowie Variationen der auf bewegliche Lünetten gravierten Ekliptik. Auch hier schwankt die Uhrmacherei zwischen Allegorie und Beschreibung der Welt, zwischen praktischen Anwendungen und provokativem Machtbeweis. In China war die Zeitmessung jahrtausendelang  ein Vorrecht des Kaisers. Das war gleichzeitig ihr Glück, denn herausragende Mittel liessen sie eine bis dahin unerreichte Präzision erzielen, und ihr Verderben, denn als kaiserliches Attribut konnte sie dem Volk nicht zugänglich gemacht werden. Ob Kaiser oder Bauer: In Südfrankreich symbolisiert der grösste Stein des astronomischen Observatoriums einfach nur den 8. September, den Tag, an dem die Hirten die Herden zurück ins Tal treiben.

 

Eine Marke wie De Bethune verkörpert die Osmose zwischen Kunst und Wissenschaft unter anderem durch diese limitierte Sonderserie der Calendrier Maya, deren von Hand aus der Masse geformtes Goldzifferblatt an die neunte Welle der kosmischen Pyramide der verlorenen Zivilisation erinnert.


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