Die Versteigerung findet am 14. Mai im Hotel des Bergues statt. Der Uhrenexperte von Christie’s, Aurel Bacs, und sein Team werden bis dahin sicherlich noch weitere herausragende Stücke zusammentragen. Über den aktuellen Trend besteht jedoch kein Zweifel: Bei ähnlichen Stücken variiert der Wert sehr stark je nach Zustand. Die Käufer wetteifern gern um ein qualitativ hochwertiges Modell, halten sich beim kleinsten Mangel jedoch sehr zurück. Dieser qualitative Unterschied kann den Preis einer Uhr um das Neunfache nach oben oder unten schwanken lassen. Diese schmerzliche bzw. erfreuliche Erfahrung machten im vergangenen Winter zwei Verkäufer der gleichen Referenz. Anders ausgedrückt: Auch wenn die Auktion im kommenden Frühling vielleicht insgesamt weniger Objekte als in der Vergangenheit umfasst, könnte der Durchschnittspreis
sogar höher ausfallen. Nathalie Monbaron von Christie’s hat auch festgestellt, dass emaillierte Uhren höher im Kurs stehen.
Patek Philippe: Business as usual
Starten wir mit den drei herausragenden Versteigerungslosen von Patek Philippe, die alle aus privater Hand stammen. Wer kann schon von sich behaupten, je eine Referenz 1518 in Rosagold mit rosafarbenem Zifferblatt in der Hand gehalten zu haben? Von den überhaupt nur acht oder neun gefertigten Exemplaren besticht diese absolute Rarität durch ihren tadellosen Zustand und wird auf CHF 500 000.- bis 800 000.- geschätzt. Die noch atemberaubendere Referenz 2499 in Rosagold von 1956 (folglich eine Erstserie) wird von der Familie des Erstbesitzers feilgeboten. Sie wurde noch nie öffentlich gezeigt. Bekannt sind von diesem Modell insgesamt nur fünf weitere Zeitmesser in Rosagold in zwei Ausführungen: vier Exemplare mit flachem Boden und länglichen Bandanstössen sowie zwei weitere Exemplare mit gewölbtem Boden und kurzen Bandanstössen, darunter das Versteigerungsexemplar, das auf CHF 1,2 bis 1,8 Millionen geschätzt wird. Die Krönung bildet die Referenz 2523 Heure Universelle in Gelbgold mit unterteiltem Zifferblatt (Darstellung von Nord- und Zentralamerika) von 1955. Fans der Kultmarke haben vielleicht schon erkannt, dass es sich um eine 1989 bei der Auktion The Art of Patek Philippe für damals CHF 260 000.- versteigerte Uhr handelt, deren Schätzwert heute jedoch das Zehnfache beträgt.
Es gibt aber noch viele weitere antike Patek-Philippe-Uhren für Sammler wie die Referenz 1526 (eine in Gelb- und eine in Rosagold), die 1579 in Rosagold, die 1518 in Gelbgold und eine 2438 ebenfalls in Gelbgold, um nur die seltensten zu nennen.
Deus Rolex Machina
Jede seriöse Auktion umfasst auch eine Rolex-Serie. Schliesslich handelt es sich um die bekannteste Uhrenmarke der Welt und das Symbol für Erfolg par excellence. Die Auswahl an dieser Versteigerung von Christie’s ist mit Ausnahme der Referenz 6036 in Gelbgold mit versilbertem Zifferblatt von 1952 recht klassisch. Aufgrund des tadellosen Zustandes dieser seltenen «Jean-Claude Killy» dürfte die Uhr für CHF 150 000.- bis
250 000.- den Besitzer wechseln. Aurel Bacs ist es gelungen, einige sehr seltene antike Uhren von Audemars Piguet zusammenzutragen, die ebenfalls sehr hohe Preise erzielen dürften. Traditionsgemäss werden mehrere Dutzend moderne Uhren unterschiedlichster Marken mit oder ohne Mindestpreis zum Kauf angeboten, darunter auch Modelle von Patek Philippe. Die Referenz 3974 mit ewigem Kalender und Minutenrepetition wird komplett und im Neuzustand zwischen CHF 200 000.- und 400 000.- einbringen. Liebhaber von Taschenuhren werden gar die Qual der Wahl haben: mit oder ohne Email, teils für den chinesischen Markt entwickelt. Um ein ganz aussergewöhnliches Stück werden sich bedeutende Sammler garantiert reissen: Diese Taschenuhr aus Silber von 1814 mit Anzeige der astronomischen Universalzeit war ursprünglich ein Geschenk von Léon Kuchujewsky für den russischen Zaren und später Baron Humboldt. Der Preis dürfte zwischen CHF 100 000.- und 150 000.- liegen. Wird der zukünftige Besitzer auch dem Charme der resolut andersartigen Taschenuhr aus unserer Rubrik Prüfstand erliegen?