Rekorde für Rolex und Patek Philippe

Um fünf Lose hätte Christie’s eine Uhr für jeden Tag des Jahres zur Versteigerung anbieten können. Dieses Mal stammen die Highlights nicht ausschliesslich von Patek Philippe, auch wenn die Modelle dieser Marke an dieser Frühjahrsauktion wie immer erheblich zur ersteigerten Gesamtsumme beitragen werden. In diesem Frühling hat Rolex mit wohlklingenden und legendären Modellen wie Paul Newman und James Bond die Nase vorn. Moderne Zeitmesser stellen ebenfalls einen bedeutenden Anteil der Lose dar. Eine weitere Besonderheit dieser Auktion ist die begrenzte Anzahl präsentierter Taschenuhren.

 

Extrem seltene Rolex-Modelle

Die Versteigerung im Hotel des Bergues am Seeufer dürfte den Rolex-Zauber weltweit wirken lassen. Den Höhepunkt dieser rund 100 Zeitmesser bildet der Schleppzeigerchronograph Referenz 4113, von dem insgesamt nur zwölf Exemplare gefertigt wurden, was ihm einen Schätzwert zwischen CHF 700 000.- und CHF 1,2 Millionen einträgt. Eine andere Uhr dieser Referenz ging im Mai 2011, damals mit einem Schätzwert von CHF 600 000.- bis CHF 1 Million, fast für den Höchstpreis unter den Hammer. Erschwinglicher und doch besonders ästhetisch gelungen ist die Zerographe, die hier ebenfalls feilgehalten wird. Diese in ihrer Originalschatulle verpackte Seltenheit wurde als Mittelding zwischen Bubbleback und Oyster-Chronograph auf CHF 250 000.- bis CHF 350 000.- geschätzt. Eine knapp darunter liegende Rolex Submariner James Bond in Stahl von 1958 und im Originalzustand (150 000.- bis 250 000.-) besticht durch ihr braunes Tropenzifferblatt und ihre besonders gute Verfassung. Nennenswert sind des Weiteren zwei extrem seltene Paul-Newman-Modelle: eine Referenz 6264 (drei Exemplare bekannt) mit weisser statt goldener Inschrift in den Fenstern sowie eine Referenz 6241 in Gelbgold, die von Hermès bestellt wurde. Diese Paul Newman ist bis heute die einzige Rolex mit Hermès-Gravur, die von Hermès im November 1970 verkauft wurde.

 

Vielfältige Zeitgenossen

Bei den zeitgenössischen Uhren haben die Sammler die Qual der Wahl. Zwei Privatsammlungen stechen besonders hervor. Speziell beeindruckt sind wir von der Privatsammlung, deren anonymer Besitzer den gesamten Versteigerungserlös seiner zehn modernen Patek-Modelle an Children Action überweisen wird. Der Schätzwert von einer halben Million Franken dürfte übertroffen werden, denn die vielfältige Sammlung enthält auch sehr kostspielige Referenzen. Zugleich wird der zweite Teil der Grassi-Kollektion mit ihren 34 zeitgenössischen und der schönsten Schaufenster würdigen Modellen unterschiedlichster Marken angeboten. Eine auf Auktionen sehr seltene Jules Audemars Cabinet n°2 (mit Tourbillon und Minutenrepetition) trägt Audemars Piguet den höchsten Schätzwert aller zeitgenössischen Uhren ein: CHF 180 000.- bis CHF 250 000.-. Um das Credo der Marke aus Le Brassus wieder aufzunehmen: Man muss die Regeln erst beherrschen, um sie brechen zu können.

 

Patek Philippe weiterhin am Firmament

In 80 Patek um die Welt? Besonders nennenswerte Objekte dieser Genfer Auswahl von Christie’s sind zwei Top-Lose sowie der zweite Teil der Trilogie «A Gentleman’s Pursuit for Excellence», deren erster Teil im November 2012 aus sieben Stücken bestand, die über eine Million Schweizer Franken eintrugen. Dieses Mal handelt es sich um acht wiederum qualitativ beeindruckende Stücke wie beispielsweise die Referenzen 2499/100, 3450 und 1579R. Sammler werden ihre Freude haben. Die Jumbo Nautilus in Platin mit einem Höchstschätzwert von einer halben Million Schweizer Franken ist die bis heute einzige bekannte Referenz 3700-1 (in Platin). Last but not least ein Leckerbissen mit dem höchsten Schätzwert für den 13. Mai von CHF 800 000.- bis CHF 1,4 Millionen, der allein schon ein Buch füllen könnte. Dieses Stück wird als neuwertig bezeichnet («new old stock», wie es im Fachjargon heisst) und vom Erstbesitzer, der die Uhr 1981 erstanden hat, zum Verkauf angeboten. Diese niemals polierte und nie der Öffentlichkeit gezeigte Referenz 3448 in Weissgold gibt auf dem Zifferblatt Auskunft über die Schaltjahre (wahrscheinlich die erste Patek Philippe mit Anzeige der Schaltjahre) während normalerweise nur die aus der gleichen Serie stammende Referenz 3450 ab 1982 über diese Funktion verfügt. Ein Auszug aus den Archiven bestätigt jedoch, dass es sich tatsächlich um eine 3448 handelt, die gewissermassen eine Brücke zwischen beiden Generationen schlagen sollte.


Brice Lechevalier ist Chefredakteur und Mitbegründer von GMT (2000) sowie Skippers (2001) und leitet WorldTempus seit der Integration in das Unternehmen GMT Publishing als Ko-Aktionär. 2012 entwickelte er die Geneva Watch Tour. Seit 2011 dient er als Berater des Grand Prix d’Horlogerie de Genève. Im Bereich des Segelsports zeichnet er seit 2003 für die Veröffentlichung der Zeitschrift der Socitété Nautique de Genève verantwortlich. Er ist ferner Mitbegründer des 2009 ins Leben gerufenen SUI Sailing Awards (offizieller Schweizer Segelpreis) sowie des 2015 erstmals durchgeführten Concours d’Elégance für Motorboote des Cannes Yachting Festival.

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