Zeitlose Patek Philippe und 50 Jahre Daytona

Für Uhrensammler wird der 10. und 11. November 2013 wie Weihnachten: Der erste Abend steht unter dem Motto Rolex Daytona Lesson One und vereint 50 traumhafte Lose. Am zweiten Tag kommen 357 Lose unter den Hammer – ein Drittel Patek Philippe, ein Drittel Rolex und ein Drittel moderne Zeitmesser sowie Taschenuhren. Aurel Bacs, Leiter der Uhrensparte von Christie’s, und Nathalie Monbaron beschreiben die interessantesten Lose.

 

«Various Owners‘ Sale»

Der grösste und prestigeträchtigste Block des 11. November wird natürlich von komplizierten Patek-Philippe-Vintage-Modellen bestritten, allen voran die Referenz 2499 als zweite Uhr einer Serie in Rosagold aus Privatbesitz mit einem Schätzwert von 1 bis 1,5 Millionen Franken, von der bisher weniger als zehn Exemplare bekannt sind und bei der die Mehrheit der auf dem Markt angebotenen Exemplare in den letzten zehn Jahren von Christie’s versteigert wurden. Dieser Zeitmesser ist in hervorragendem Zustand: Gehäuse nie poliert, Elfenbeinzifferblatt – der Traum eines jeden Sammlers!

Die Referenz 1563 ist ein Schleppzeigerchronograph in Gelbgold mit nur drei identifizierten Exemplaren, wobei es sich jedes Mal um Sonderanfertigungen für privilegierte Kunden mit persönlich gestaltetem Zifferblatt handelt. Ein Exemplar, das von Duke Ellington, befindet sich heute im Museum Patek Philippe, und das andere ging bei einer Versteigerung von Christie’s an eine europäische Privatsammlung. Die nun präsentierte Uhr mit sehr exklusivem Zifferblatt und leuchtenden Breguet-Indexen dürfte den Besitzer für 0,8 bis 1,4 Millionen Franken wechseln. Die meisten anderen feilgebotenen Referenzen werden erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. Es handelt sich um Chronographen, Chronographen mit ewigem Kalender, ewige Kalender, Minutenrepetitionen und Travel Times.

Der zweite Block des bedeutenden Tages gründet auf rund 100 Rolex-Uhren: Sportmodelle (Milgauss, Sea Dweller und Submariner) sowie andere, zu denen auch die Referenz 6062 zählt, d.h. die einzige Oyster mit Datum und Mondphase, die Rolex je hergestellt hat. Christie’s bietet zwei Versionen Fresh to the Market aus Privatbesitz und in perfektem Zustand: eine in Stahl und eine in Gelbgold mit sternförmigen Indexen auf dem Zifferblatt und Original-Vintage-Armband, deren Erwähnung in der Literatur ihren Wert noch steigert. Nach dem erfolgreichen Palladio-Verkauf im Mai 2013, einer von einem europäischen Architekten in einem Vierteljahrhundert aufgebauten Stahlchronographensammlung, präsentiert Christie’s nun die Fortsetzung und den Rest der Sammlung.

 

Zeitlose Vielfalt

Der dritte, deutlich heterogenere Block besteht aus Taschenuhren und modernen Zeitmessern. Unter den Ersteren befindet sich eine 1802 vom Herzog von Infantado in Auftrag gegebene Breguet, deren Fertigung vier Jahre in Anspruch nahm: eine Uhr mit natürlicher Hemmung und einem Schätzwert von einer halben Million Franken. Zu dieser Breguet-Auswahl von 1802 bis 1833 zählt unter anderem auch eine der ersten Uhren mit Aufzug per Krone, eine an König Georg IV. von England 1825 verkaufte «Royale» mit einem Schätzwert von 80 000 bis 120 000 Franken. Bovet überwältigt mit einer atemberaubenden Uhr in Gold, Email und Perlen, die gegen 1820 für den chinesischen Markt angefertigt und deren Emailarbeit von Jean-François-Victor Dupont ausgeführt wurde. Dieses herrliche Stück hat einen Schätzwert von 90 000 bis 140 000 Franken. Wer bietet mehr? Vielleicht können die modernen Uhren diese Preise noch übertreffen! Selten war die Auswahl qualitativ so hochstehend. Natürlich befinden sich darunter interessante Modelle von Audemars Piguet, Breguet und Cartier, aber ansonsten erscheinen uns zwei Uhren besonders erwähnenswert. Ein Einzelstück von Lange, die einzige in der Geschichte von A. Lange & Söhne bekannte Spezialanfertigung, sowie die zweite Voutilainen. Die erste wechselte in Hongkong bei Christie’s zu Beginn des Jahres für eine Viertelmillion Dollar den Besitzer. Auch in dieser Sparte besticht Patek Philippe mit zwei absolut neuartigen Quartetten: vier Varianten der Referenz 5070 in Platin und Weiss-, Gelb- und Rosagold sowie vier Kreationen der Linie Advanced Research. Noch nie wurden diese Modelle gleichzeitig versteigert.

 

 

Daytona Lesson One

Christie’s sichert sich den Erfolg dieser thematischen Auktion rund um den 50. Geburtstag der Daytona durch die Mithilfe von Pucci Papaleo, dem Daytona-Guru und Autor des Kultbuchs The Ultimate Daytona. Gemeinsam haben sie 50 Zeitmesser in tadellosem Zustand zusammengestellt, die die Entwicklungsgeschichte dieses Kultmodells zwischen 1963 (damals hiess sie noch Cosmographe und wurde nur auf dem amerikanischen Markt verkauft) und 2013 nachzeichnen, obwohl die an der Baselworld enthüllte Platinausführung in den Boutiquen noch gar nicht erhältlich ist. Die niedrigsten Schätzwerte dieses Modells, das mit seiner Tachometerskala auf der Lünette das Erscheinungsbild der Rolex-Chronographen revolutionierte, schwanken zwischen 10 000 und 300 000 Franken. Darunter befindet sich beispielsweise die Sonderanfertigung für die peruanische Luftwaffe, die vom gleichnamigen Schauspieler in den Filmen Angst über der Stadt und Ein irrer Typ getragene «Jean-Paul Belmondo» sowie ein Dutzend Exemplare des Modells «Paul Newman» in Stahl und Gold. Diese Uhr trug der gleichnamige Schauspieler auf der Leinwand und im echten Leben, wie beispielweise bei seinem Team-Sieg am sagenumwobenen Daytona-Rennen 1995. Ein anderer Star des Showbiz könnte sich für die Referenz 6269 in Gelbgold mit Diamanten auf Lünette und Zifferblatt oder aber für eine extrem seltene «Rainbow» in Gold mit Pavé aus vielfarbigen Diamanten im Baguette-Schliff begeistern. Den Clou dieses Blocks bildet jedoch eine von seiner Hoheit Qabus ibn Sa’id Al Sa’id, dem Sultan von Oman, in Auftrag gegebene Daytona, in deren Zifferblatt seine Unterschrift eingraviert ist und deren höchster Schätzwert bei einer halben Million Franken liegt. Folgt nächsten Frühling Lesson Two?


Brice Lechevalier ist Chefredakteur und Mitbegründer von GMT (2000) sowie Skippers (2001) und leitet WorldTempus seit der Integration in das Unternehmen GMT Publishing als Ko-Aktionär. 2012 entwickelte er die Geneva Watch Tour. Seit 2011 dient er als Berater des Grand Prix d’Horlogerie de Genève. Im Bereich des Segelsports zeichnet er seit 2003 für die Veröffentlichung der Zeitschrift der Socitété Nautique de Genève verantwortlich. Er ist ferner Mitbegründer des 2009 ins Leben gerufenen SUI Sailing Awards (offizieller Schweizer Segelpreis) sowie des 2015 erstmals durchgeführten Concours d’Elégance für Motorboote des Cannes Yachting Festival.

Review overview
})(jQuery)