H. Moser & Cie : Von Spiralen und Unternehmergeist

Uhrenliebhaber wissen, wie kompliziert es für eine scheinbar einfache Uhr ist, erfolgreich zu sein. Die Einwohner von Schaffhausen und Neuhausen am Rheinfall wissen, was ihre Urgrosseltern Heinrich Moser verdanken, der im 19. Jahrhundert einen Teil seines Lebens der Industrialisierung der Region widmete. Nicht von ungefähr errichteten sie zu seinen Ehren das Moser Familienmuseum Charlottenfels. Der Unternehmer von damals wäre heute stolz darauf, dass der von ihm gegründeten Marke unter der Leitung der Familie Meylan neues Leben eingehaucht wird. Die Meylans investieren seit zwei Jahren in die Produktionsstätten von H. Moser & Cie sowie die Weiterbildung, um den für die Marke typischen Innovationsgeist am Leben zu halten. Die Deutschschweiz zählt nur einige wenige Manufakturen. H. Moser fertigt als einzige die Spiralen selbst. Die von Kennern geschätzte Doppelspirale mit unkonventionellem Aufbau dürfte mittelfristig in etwas grösserem Umfang produziert werden, um der Nachfrage zu entsprechen. Diese entsprechende Abteilung innerhalb der Manufaktur forscht weiter an Legierungen wie PE3000 und bemüht sich um Weiterentwicklungen bezüglich Feinheit und Aufbau von Spiralen. Für eine kleine Manufaktur mit insgesamt 35 Mitarbeitern sind das umfassende Investitionen: unabhängige Ziehmaschine und auf 0,1 Mikron genau stabilisiertes Walzwerk, neues Spezialwerkzeug für das die Spiralenform bestimmende Federwinden, Vakuum-Thermobehandlung für das Fixieren der Form bei 600°, Laser für das Abtragen von Material in einem bestimmten, vom Computer vorgegebenen Winkel und die Beseitigung eventueller Ungleichgewichte – alles unglaublich komplexe Vorgänge. H. Moser bietet drei Spiraltypen mit Kurve (Breguet, flach und doppelt), und die Tochtergesellschaft Precision Engineering kann davon pro Jahr 5000 Stück fertigen, um andere Marken mit diesen heiss begehrten Spiralen zu beliefern. Als Edouard Meylan und der harte Kern des Familienunternehmens MELB 2012 das Zepter der Marke übernahmen, konzentrierten sie sich auf die Industrialisierung sowie die Verbesserung von Qualität und Produktivität. Sie integrierten beispielsweise die Hemmung ins Werk, verkürzten die Montagezeit eines ewigen Kalenders um zwei Drittel und entwickelten gleichzeitig neue Kaliber, vor allem mit Automatikaufzug. Dann kauften sie neue Maschinen, um schneller reagieren zu können: zum Beispiel Drehmaschinen für Unruhen, Achsen, Schrauben und Masseschrauben sowie eine Presse für Anker, Schrauben, Hemmungsbrücken, Ankerräder und Goldrotoren. Die Moser-Streifen zählen heute zu den beispielhaften Vollendungen. Dank des Jungbrunnens, den die Marke nahe des Rheinfalls erlebte, kann sie heute 27 Referenzen der historischen Kollektion Endeavour sowie die an der Baselworld neu präsentierte Familie Venturer anbieten: Diese besticht unter anderem durch den ersten Tourbillon von H. Moser, dem die berühmte Dual Time Pate stand.


Brice Lechevalier ist Chefredakteur und Mitbegründer von GMT (2000) sowie Skippers (2001) und leitet WorldTempus seit der Integration in das Unternehmen GMT Publishing als Ko-Aktionär. 2012 entwickelte er die Geneva Watch Tour. Seit 2011 dient er als Berater des Grand Prix d’Horlogerie de Genève. Im Bereich des Segelsports zeichnet er seit 2003 für die Veröffentlichung der Zeitschrift der Socitété Nautique de Genève verantwortlich. Er ist ferner Mitbegründer des 2009 ins Leben gerufenen SUI Sailing Awards (offizieller Schweizer Segelpreis) sowie des 2015 erstmals durchgeführten Concours d’Elégance für Motorboote des Cannes Yachting Festival.

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