Julien Coudray 1518 : Talentschmiede für Kunsthandwerker

Eine Manufaktur (im wahrsten Sinne des Wortes), die ausnahmslos alle Werke in Gold und Platin fertigt, kann ungeachtet der Produktionsgrösse niemanden gleichgültig lassen. Die von Julien Coudray 1518 in Le Locle beeindruckt nicht nur durch den originellen Ansatz des Gründers Fabien Lamarche. Dieser spiegelt sich in menschenähnlichen und vom Science-Fiction-Film Predator inspirierten Skulpturen am Flurende in der ersten Etage wider, die er ursprünglich als Bilder mit eingearbeiteten Uhrenbestandteilen anfertigte. Er befindet sich immer noch in den gleichen Räumlichkeiten wie zu Beginn 1997. Er hat einfach die Nutzfläche um das 200-fache gesteigert, um nach und nach die verschiedenen Kunsthandwerke im übertragenen und im eigentlichen Sinne zu integrieren. Er startete in seiner 12 Quadratmeter grossen Stempeldruckwerkstatt, die er Kundenmarken zur Verfügung stellte. 2009 übernahm er die gesamten 2500 Quadratmeter des Gebäudes in der Rue de la Jaluse 6, um dort IMH SA (Innovations Manufactures Horlogères) anzusiedeln. Das eingerahmte und auf einem Möbelstück des Showrooms ausgestellte SGS-Zertifikat beweist, dass hier heute 46 Berufsstände höchsten Qualitätsansprüchen genügen. Von den 44 auf den zwei Etagen der Manufaktur arbeitenden Personen sind 40 in der Produktion tätig. IMH stellt dieses Fachwissen Uhrenmarken zur Verfügung, die hier Bestandteile oder ganze Uhrwerke, Prototypen sowie Ausstattungen in Auftrag geben. Seit 25 Jahren legt Fabien Lamarche grossen Wert darauf, alle heute für Dritte und natürlich auch seine eigene Marke Julien Coudray 1518 ausgeübten Handwerke zu erlernen. Es ist für ihn Ehrensache, dieses Fachwissen zu wahren, weshalb an jedem Arbeitsplatz zwei Leute im Tandem arbeiten. Hier wird alles intern entwickelt und gefertigt, vom technischen Büro bis zu den Vollendungen. Dies gilt gleichermassen für Schrauben wie die nur für Julien Coudray hergestellten Räder mit besonderen Speichen. Das für jedes Teil spezielle Werkzeug aus Wolframkarbid wird vor Ort entwickelt. Das setzt beispielsweise für jedes Teil Hunderte von Fräsen voraus. Das Julien-Coudray-Team konzentriert die Quintessenz dieses Strebens nach Perfektionismus. Auch ein 1 mm dicker Bestandteil kann emailliert werden. Drei Tage an der Brücke eines Tourbillonkäfigs zu arbeiten oder zehn Arbeitsschritte für einen einzigen Zifferblattindex auszuführen ist hier gang und gäbe. Wenige Millimeter grosse Teile an alten und durch interne modernere Techniken verbesserten Maschinen zu feilen zeugt von der ansteckenden Leidenschaft in jeder Abteilung. Eine wie über einer Lilie mit zwei gekreuzten Dolchen von Franz I. geformte Schwungmasse herzustellen gehört zum zauberhaften Ambiente dieser heiligen Hallen.

 

 

Fabien Lamarche ist überall gleichzeitig, er ist Motor und Teil des Ganzen: Er lötet Goldfäden mit dem Laser auf einem gleichfarbigen Zifferblatt oder zeichnet patentierte Zeiger, die über ein feueremailliertes Zifferblatt kreisen und eine ebenfalls patentierte Faltschliesse mit Klammer. Er gibt sich nicht damit zufrieden, für Julien Coudray bereits zehn Kaliber entwickelt zu haben (von denen vier in seinen ersten Modellen ticken), wo er doch bereits 26 definiert hat. In Kürze präsentiert er die erste Aufbewahrungsschatulle für Uhren mit Handaufzug mit automatischer Einstellung für alle 24 Zeitzonen per Touch Screen sowie sekundengenauer Einstellung in Bezug auf eine Atomuhr. Kurz und gut, dieses Multitalent hat einen ganz neuen Ansatz für massgeschneiderte Uhrmacherei erfunden.


Brice Lechevalier ist Chefredakteur und Mitbegründer von GMT (2000) sowie Skippers (2001) und leitet WorldTempus seit der Integration in das Unternehmen GMT Publishing als Ko-Aktionär. 2012 entwickelte er die Geneva Watch Tour. Seit 2011 dient er als Berater des Grand Prix d’Horlogerie de Genève. Im Bereich des Segelsports zeichnet er seit 2003 für die Veröffentlichung der Zeitschrift der Socitété Nautique de Genève verantwortlich. Er ist ferner Mitbegründer des 2009 ins Leben gerufenen SUI Sailing Awards (offizieller Schweizer Segelpreis) sowie des 2015 erstmals durchgeführten Concours d’Elégance für Motorboote des Cannes Yachting Festival.

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