Jean-Marc Pontroué : CEO Panerai

LUMINOR DUE 38 (PAM755-1600)

Sie haben eben erst die Leitung von Panerai übernommen und sind in diesem Sommer schon einmal um die Welt gereist, um Ihre Niederlassungen zu besuchen. Welcher ist Ihr erster Eindruck?

Panerai ist eine starke Marke, an deren Geschichte wir weiterschreiben können. Die Marke, die seit 1997 zur Richemont-Gruppe gehört, ist gut organisiert und kann auf ihre Niederlassungen, über 80 Boutiquen und eines der weltweit besten Händlernetze zurückgreifen. Wenn man in ein neues Unternehmen eintaucht, kann man Vorteile aus dem Feedback von bestimmten Personen wie Händlern, Journalisten oder – wie bei Panerai – den Liebhabern der Marke ziehen. Panerai hat das grosse Glück, in zahlreichen Ländern auf diese eingeschworene Fangemeinde zählen zu können, die sich regelmässig trifft und leidenschaftlich über die Marke diskutiert. Sie leiten sehr ausführliche Kommentare an uns weiter, die es zu analysieren gilt, denn natürlich kann nicht alles verwirklicht werden. Dank meines Blicks von aussen haben wir gemerkt, dass wir einige Themen schneller angehen und bei anderen wiederum das Tempo drosseln müssen. Das gehört zur normalen Entwicklung einer Marke.

Erwartet die Fangemeinde nicht mehr Neuerungen von Panerai?

Das gehört zu den Themen, auf die ein stärkerer Fokus gelegt werden soll. Panerai ist eine innovative Marke und verfügt bereits über eine eigene Ideenschmiede, der wir einen neuen Schwung verleihen werden. Ihre italienische Identität muss sich durch Kreativität und insbesondere durch technische Innovationen hinsichtlich Kaliber und Werkstoffe auszeichnen. Die disruptive Art, mit der sich Panerai in der Uhrenindustrie behaupten konnte, muss noch deutlicher zum Tragen kommen. Das war bereits bei Werkstoffen wie BMG-TECH, Carbotech oder Bronzo der Fall, die bei der Markteinführung durch Panerai einen bleibenden Eindruck hinterliessen. Es liegt mir sehr daran, diese Tradition wie im letzten Jahr mit der Lab-ID aufrechtzuerhalten.

Erzielen die kürzlich lancierten flacheren Modelle der Luminor Due den gewünschten Erfolg?

Ja! Ihr Erfolg hängt damit zusammen, dass Panerai mit diesen Modellen einen völlig neuen Kundenstamm anspricht. Dadurch können wir nun viele Frauen, junge Menschen und Kunden aus Asien gewinnen, die die Marke zuvor nie beachtet haben. Im Übrigen wird die Luminor Due zu einer eigenständigen Produktlinie weiterentwickelt. Mit der Luminor und der Radiomir bot Panerai bisher zwei Linien an, die nun auf vier Kollektionen verteilt werden, damit das Angebot übersichtlicher gestaltet werden kann: Radiomir, Luminor, Luminor Due und Submersible (die früher zur Luminor-Linie gehörte). Dabei wird ein besonderer Schwerpunkt auf die Submersible gelegt.

Was sind Ihre Prioritäten für 2019?

Wie Sie bereits gemerkt haben, werden die Produkte im Mittelpunkt stehen. Allerdings ist der Spielraum bei einer so emblematischen Marke wie Panerai sehr gering, da nichts kaputt gehen darf. Eine Weiterentwicklung muss die Vergangenheit anerkennen und subtil genug verlaufen, damit eine Kontinuität gewährleistet werden kann. Gleichzeitig gilt es, den Zauber um unsere zwei emblematischen Städte Florenz und Neuenburg wieder aufleben zu lassen. Florenz und die dortige, architektonisch herausragende Panerai-Boutique stehen für die Geschichte des Hauses, und wir werden ihr verschiedene Sonderserien widmen. In Neuenburg werden wir die Manufaktur in Szene setzen: Wir werden eine Lounge und einen Raum einrichten, in dem die Kunden bei einem Falltest hautnah miterleben können, wie robust unsere Uhren sind. Ausserdem werden wir unsere Ideenschmiede mithilfe eines geheimen Raums besser nutzen und eine Hall of Fame mit allen Stars schaffen, die unsere Uhren tragen. Das ist bis jetzt noch nie geschehen, und wir werden dieses weitgehend ungenutzte Potenzial von Panerai nun ausschöpfen.

Wird die Meeres-DNA von Panerai auch weiterhin eine bedeutende Rolle spielen?

Ja, der marine Schwerpunkt wird bei unseren Produkten sowie bei unserem klassischen Holzschiff Eilean in seiner Eigenschaft als nautischer Botschafter nach wie vor im Vordergrund stehen. Die Segelyacht wird auch weiterhin an den klassischen Regatten der Karibik und des Mittelmeers wie der Panerai Classic Yachts Challenge teilnehmen und sich dem Publikum in Miami, London oder Saint-Barth zeigen.

Müssen Sie sich nicht zwischen den klassischen Holzbooten und den Hightech-Boliden des von Ihnen ebenfalls gesponserten America’s Cup entscheiden?

Nein, denn die Eilean ist für Florenz das, was ein America‘s- Cup-Rennen für Neuenburg ist. Übrigens werden wir bald neue Partnerschaften mit spektakulären Rennen bekanntgeben. Diese Regatten sind eine einzigartige Inspirationsquelle für neue Werkstoffe und Erfahrungen. Panerai wird sich von der Geschichte des Hauses um die Florentiner Boutique, die Eilean oder die Radiomir inspirieren lassen und sie um das bereichern, was die Zukunft der Marke sowie ihre uhrmacherische Kreativität ausmachen wird.

Brice Lechevalier ist Chefredakteur und Mitbegründer von GMT (2000) sowie Skippers (2001) und leitet WorldTempus seit der Integration in das Unternehmen GMT Publishing als Ko-Aktionär. 2012 entwickelte er die Geneva Watch Tour. Seit 2011 dient er als Berater des Grand Prix d’Horlogerie de Genève. Im Bereich des Segelsports zeichnet er seit 2003 für die Veröffentlichung der Zeitschrift der Socitété Nautique de Genève verantwortlich. Er ist ferner Mitbegründer des 2009 ins Leben gerufenen SUI Sailing Awards (offizieller Schweizer Segelpreis) sowie des 2015 erstmals durchgeführten Concours d’Elégance für Motorboote des Cannes Yachting Festival.

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