Jean-Marc Pontroué – Roger Dubuis : CEO von Roger Dubuis

Welche Bilanz ziehen Sie nach Ihren elf Jahren bei Montblanc?
Der Erfolgskurs der Marke in diesem Jahrzehnt gründete auf einer starken Diversifizierung sowie einer spektakulären Entwicklung des Vertriebsnetzes. Montblanc zählt heute 420 Boutiquen, davon 60 in China. Ganz zu schweigen von den 40 Shop-in-Shops in Asien mit einer Fläche von manchmal bis zu 200 Quadratmetern. An diesen Verkaufspunkten wird der Löwenanteil des Umsatzes heute nicht mehr mit Schreibgeräten, sondern anderen Produkten gemacht. Das Wachstum verdankt die Marke Montblanc vor allem der Uhrmacherei. Als ich 2000 bei Montblanc begann, haben wir uns zu dritt um die Uhrmacherei gekümmert. Heute beschäftigt der Sektor 150 Angestellte. Das ist nicht mehr das gleiche Unternehmen! Zuerst haben die Kunden die uhrmacherische Legitimität von Montblanc anerkannt, dann die Einzelhändler und nun sogar unsere Kollegen. Die Anerkennung kommt auch ganz institutionell zum Ausdruck wie beispielsweise beim Grand Prix d’Horlogerie de Genève, der den Prix de la Petite Aiguille an unsere Worldtimer** verlieh. So schliesst sich der Kreis.

 
Was hat Sie bei Ihrer Ankunft bei Roger Dubuis überrascht?
Alles! Das ist nach elf Jahren im gleichen Unternehmen während der ersten 100 Tage aber wahrscheinlich normal. In Hamburg zählte ich zu den jüngsten, hier zu den ältesten. Am meisten beeindruckt hat mich die Übereinstimmung zwischen der Modernität der Manufaktur Roger Dubuis und der Dynamik der Mitarbeiter, cool und entspannt, ein wenig wie auf einem Uni-Campus. Ich bezeichne Roger Dubuis oft als Apple der hohen Uhrmacherkunst. Die Entwicklungszeiten sind sehr kurz. Ich muss eher bremsen als anfeuern. Die Marketing- und Design-Teams arbeiten mit den für die Werke zuständigen Kollegen Hand in Hand. Beide Abteilungen generieren gleich viele Neuerungen.

 

Wie würden Sie die Marke heute definieren?
Die Positionierung von Roger Dubuis hebt sich stark von dem ab, was man sonst in der hohen Uhrmacherkunst findet. Die Marke symbolisiert die Kombination aus High-End-Uhreninhalt und einer sehr starken Persönlichkeit, die die Excalibur und die Monégasque besonders gut verkörpern. Das ausgeprägte Design unserer Uhren lässt niemanden gleichgültig. Ausserdem sind wir die einzige Manufaktur, deren gesamte Produktion, für die wir 31 Kaliber entwickelt haben, mit dem Genfer Stempel versehen ist.

 
Was ist das Hauptzielpublikum?
Bei einer Jahresproduktion von 4000 bis 5000 Uhren mit einem Verkaufswert von CHF 15 000 bis CHF 500 000 zählt Roger Dubuis zu den besonders exklusiven Marken. Wir verfügen über drei Kundengruppen: neue Länder, in denen die Schweizer Uhrenindustrie sich exponentiell entwickelt und auf denen wir seit fünf Jahren die höchsten Wachstumsraten verzeichnen (Brasilien, China, Naher Osten und Russland), Länder mit gut verankerter Uhrenkultur, vor allem dank der stark präsenten Fachpresse und besonders vielen Sammlern (Frankreich, Japan und Schweiz als Beispiele), und schliesslich die Frauen als neustes Kundensegment in dieser Preiskategorie.

 
Wird sich das Produktportfolio in Zukunft noch deutlich verändern?
2012 werden wir noch zwei neue Familien einführen. Die vor 18 Monaten von Georges Kern begonnen Arbeiten zielten auf die Schaffung von vier mit Phantasiewelten verbundenen Produktplattformen unter dem Motto «Embrace an incredible world» ab. Die Linie Excalibur gründet in der Kommunikation auf dem Schwert und stützt sich dabei auf ein reichhaltiges Kulturgut auf den Gebieten Literatur und Kino. Die Monégasque setzt auf das Thema Spiel, und ihre Kommunikationsschwerpunkte bilden Produkte mit Komplikationen rund um diesen Bereich. Es ist ein grosser Vorteil, ein eigenes Kreationsbüro zu besitzen, das auch unsere gesamte Kommunikation organisiert. Unser Stand am SIHH wird in die Annalen eingehen, denn wir werden dort die vier Welten auf spektakuläre Weise zur Schau stellen. Dazu gehört vor allem auch die neue Linie Velvet mit einem Diva-Gen und die neue Linie Pulsion als Vertreterin moderner Abenteurer.

 
Wie steht es um das Vertriebsnetz und den Boutiquenmix?
Die können mit der Exklusivität unserer Produkte nur in Einklang stehen. Wir verkaufen in 13 eigenen Boutiquen (mit Ausnahme von Genf und Moskau alle in Asien) sowie bei 170 Einzelhändlern. Roger Dubuis hat nicht vor, dieses Vertriebsnetz deutlich zu erweitern. Wir müssen hingegen den Mehrwert unseres Genfer Stempels kommunizieren, seine zwölf Etappen sowie den Grund erklären, warum sein Erhalt die Entwicklungszeiten um mehr als 40% verlängert. Es ist Aufgabe unserer Boutiquen, dieses Erlebnis nachempfinden zu lassen.

 

Was werden die Highlights des Jahres 2012 sein?
2012 läutet das Ende des Wiederaufbaus der Marke ein. Wir werden die vier Produktlinien und ihre Welten einführen, zwei neue grosse Boutiquen in Dubai und Hongkong eröffnen und im September unser innovatives Werksprojekt Pyramide präsentieren. Dann müssen wir noch unseren Dreijahresplan definieren, vor allem für die Animation der Excalibur am SIHH 2013!

 

*  Jean-Marc Pontroué wurde im Oktober 2011 zum Generaldirektor von Roger Dubuis ernannt. Im Februar 2012 tritt er seine Stelle als CEO an.


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