De Bethune muss seine Unabhängigkeit, seine Philosophie sowie seine Vision der Uhrmacherei und des Designs bewahren und seine Wurzeln schützen, darf sich nicht von Lockrufen verführen lassen, nicht Quantität vor Qualität setzen und muss sich davor hüten, eine Marketing-Marke zu werden. Wir legen grossen Wert darauf, dass unsere Manufaktur für Tradition und Innovation steht. Unsere zwei Genies, David Zanetta für die Inspiration und Denis Flageollet für die Uhrmacherei, können ihrer Kreativität weiter freien Lauf lassen, denn wir werden keine Kompromisse bezüglich Technik, Ästhetik oder Vollendung eingehen.
Haben sich die Kundenerwartungen verändert?
Selbstverständlich. Kunden von Nischenmarken werden immer anspruchsvoller. Die Zeiten sind lange vorbei, in denen bestimmte Marken die Naivität und das gut gefüllte Portemonnaie der Kunden ausnutzen konnten. Diese legen heute grossen Wert auf den unveränderlichen Wert eines Produkts und die Langlebigkeit einer Marke, um auch in zehn oder zwanzig Jahren noch einen Ansprechpartner für den Kundendienst zu haben. Ab einer bestimmten Preislage verlangen die Kunden Exklusivität bezüglich Design und Werk, das sie nicht in einem anderen Modell mit nur wenigen kosmetischen Änderungen sehen wollen. Diese Erwartungen sind gerechtfertigt, und De Bethune beweist seit Langem, sie erfüllen zu können. Unsere Manufaktur hat in 14 Jahren 19 Kaliber vollständig intern entwickelt. Eine Uhr von De Bethune ist auf Anhieb erkennbar, ohne dass man den Namen der Marke auf dem Zifferblatt lesen muss. 2015 werden wir unser erstes GMT-Kaliber präsentieren, haben aber noch viele andere Projekte in der Pipeline, die über kurz oder lang realisiert werden. Die Kunden wünschen vermehrt eine Personalisierung der Produkte, und unsere Manufaktur kann diesen Wunsch vollumfänglich erfüllen. Mehr als 10% unserer Produktion besteht aus Einzelstücken.
Von welchen Neuheiten 2015 erhoffen Sie sich die besten Verkaufsergebnisse? Auf welches Modell sind Sie am meisten stolz?
Die Reaktionen des Markts auf die Einführung unseres ersten Sportmodells, der DB28GS mit Kautschukarmband und Faltschliesse für einen Preis von fast CHF 70 000.-, stimmen uns sehr zuversichtlich. Das wird garantiert unser Bestseller. Auf den DB25 Tourbillon Zodiac sind wir auch sehr stolz: Er birgt eines unserer schönsten Kaliber mit Tourbillon, springender Sekunde und Siliziumhemmung. Für die umwerfend schönen Gravuren auf dem Zifferblatt haben wir uns von kunsthandwerklichen Gravurtechniken aus dem 18. Jahrhundert inspirieren lassen. Das Zifferblatt aus Gold, Stahl und Titan ist mit ultraeleganten Motiven verziert.
Ist De Bethune wirklich auf Gaël Monfils angewiesen, um Uhren zu verkaufen?
De Bethune braucht keinen Gaël Monfils, um Uhren zu verkaufen, und Gaël Monfils braucht De Bethune nicht, um Tennis zu spielen. Wir haben einfach zusammengespannt, weil dieser Tennisspieler ein Liebhaber von Uhren und vor allem von De Bethune ist. Es gefällt ihm, dass unsere Marke anders ist, und uns gefallen dieser exzellente Tennisspieler und sein ausgefallener Spielstil. Wir haben vor allem die gleiche Einstellung und stehen ja auch noch ganz am Anfang dieser Partnerschaft. Wir möchten gemeinsam mit ihm ein Modell entwickeln, in das wir unsere revolutionäre Unruh aus Siliziumplatin mit dreifacher Pare-chute-Stosssicherung einbauen und an der Schlagkraft von Gaël Monfils messen.
TAG Heuer hat bekannt gegeben, die Hochfrequenz-Forschung einzustellen. Wie steht es um die Résonique-Arbeiten von De Bethune?
Wir machen natürlich weiter und werden Sie dank einer für alle einsehbaren Website über die neuesten Errungenschaften auf dem Laufenden halten. Das Gebiet ist weit gesteckt, und wir kommen gut voran. Noch ist es aber verfrüht, einen Produktionszeitplan für ein Hochfrequenz-Modell mit Résonique aufstellen zu wollen. Wir betreiben Grundlagenforschung, denn das ist die Berufung von De Bethune. Denis Flageollet und sein Team betreten ständig Neuland. Sechs Mitarbeiter, davon fünf Ingenieure, arbeiten Vollzeit für die Forschungs- und Entwicklungsabteilung. Das macht 10% unseres Personalbestandes in der Produktion aus: ein enorm hoher Anteil!
Sie haben Les Ambassadeurs in Genf geleitet, bevor Sie zu De Bethune wechselten. Was denken Sie jetzt über den Beruf des Einzelhändlers?
Er hat sich vollständig gewandelt. In weniger als 30 Sekunden kann ein Kunde entscheiden, seine Uhr per Klick in Genf, Hongkong oder New York zu kaufen. Heute kann man nicht mehr gelassen darauf warten, dass der Kunde durch die Ladentür tritt. Die Einzelhändler müssen sich neu erfinden, einen tadellosen Empfang und höchste Kompetenz in der Uhrmacherei bieten, um das Vertrauen ihrer Kunden zu gewinnen. Sonst gibt es keinen Grund mehr, zu einem Einzelhändler zu gehen. Shopping ist heute international.
Würden Sie heute immer noch eine neue De-Bethune-Boutique in Genf eröffnen?
Absolut, mehr denn je! De Bethune ist sicherlich die grösste der kleinen Marken. Unsere Boutique in Genf ist ein Verkaufs- und Marketinginstrument mit extrem hohem Image-Effekt. Man muss im eigenen Land sehr präsent sein, um im Ausland bestehen zu können. Angesichts unserer sehr exklusiven Produktion von rund 350 Zeitmessern pro Jahr können unsere Einzelhändler auch selten über mehr als zehn Modelle vor Ort verfügen. In unserer Boutique können wir dagegen die gesamten Kollektionen zeigen. Heute Morgen haben wir dort gerade das letzte Exemplar unserer Sonderserie DB28 Aiguille d’Or verkauft, die wir zu Ehren unserer Auszeichnung am Grand Prix d’Horlogerie de Genève 2011 geschaffen hatten.