Pierre Jacques – De Bethune : CEO von De Bethune

Sie haben im Januar 2011 den Posten als CEO von De Bethune übernommen, nachdem Sie Les Ambassadeurs in Genf geleitet hatten. Was haben Sie dort gelernt?

Zuerst habe ich die Freuden des Managements entdeckt, da ich vorher über ein Team aus nur drei Personen verfügte und es bei Les Ambassadeurs 25 zu leiten galt. Selbstverständlich haben sich meine Kenntnisse der Uhrmacherei dank der technischen Weiterbildungen von Les Ambassadeurs und der Partnermarken sowie über den Kontakt mit Kunden deutlich vertieft. Ich habe gelernt, die Kundenwünsche besser zu erkennen und effizienter zu analysieren, was sich gut verkauft oder nicht. Eine Uhr kann ganz ausserordentlich scheinen und doch keinen Käufer finden. Meine Funktion auf der anderen Seite des Ladentischs hat es mir ausserdem ermöglicht, viel über den Vertrieb zu lernen: Marge, Modelle, POS, Lager etc. Ich bin jetzt in der Lage, die Bedürfnisse der Einzelhändler zu erkennen und das Sell-Out des Verkaufsnetzes von De Bethune zu unterstützen.

Nebenbei haben Sie noch mit Carine Maillard zwei Ausgaben des Grand Prix d’Horlogerie de Genève organisiert. Welche Erfahrungen konnten Sie da sammeln?

Auch hier möchte ich drei Aspekte hervorheben. Vor allem war es ein spannendes menschliches Abenteuer, das selbstverständlich eine äusserst prestigeträchtige Vernetzung mit Presse, Spezialisten und Grosshändlern aus aller Welt möglich gemacht hat. Ich hatte ausserdem auch hier die Gelegenheit, eine Vielzahl herausragender Zeitmesser ganz aus der Nähe zu betrachten und zu berühren.

Vorher waren Sie im Jahr 2000 auch an der Gründung von GMT beteiligt gewesen und hatten die Zeitschrift zehn Jahre als Chefredakteur betreut. Hat sich die Uhrmacherei seitdem stark weiterentwickelt?

Ich habe das Gefühl, dass das vergangene Jahrzehnt zu den aufregendsten und kreativsten der ganzen Uhrmachergeschichte zählt. Es gibt so viele neue Marken, so viele technologische Innovationen und neue Designideen. Vorher stand ein ewiger Kalender für eine Meisterleistung, heute braucht es vier Tourbillons auf zwei umgekehrten und dreidimensionalen Zifferblättern, um Interesse zu wecken. Hier übertreibe ich natürlich bewusst ein wenig. Das Aussergewöhnliche hat eine neue Dimension erreicht.

Welche Strategie werden Sie in diesem neuen Umfeld verfolgen, um De Bethune zum Durchbruch zu verhelfen?

«Small is beautiful» war schon immer meine Devise und auch die von De Bethune. Seit fast zehn Jahren ist De Bethune eine exklusive Marke und muss es auch bleiben. Bei der Qualität machen wir keine Kompromisse. Heute reicht es nicht mehr, wunderschöne Uhren zu fertigen, die kein Mensch kennt. Unsere Priorität ist es deshalb, den Bekanntheitsgrad der Marke zu steigern, wofür wir ein kleines dynamisches Team zusammengestellt haben, das ich leiten werde. Direkt nach der Übernahme meiner Funktion wurde der neue Posten eines Verantwortlichen für Marketing und Kommunikation geschaffen und Alessandro Zanetta* zum Verkaufschef ernannt. Seine zwei Jahre bei der Manufaktur in La Chaux l’Auberson und seine Begeisterung machen ihn zur idealen Schnittstelle zwischen den Uhrmachern, den Kunden und unserem Managementteam in Genf. Wir haben im Januar bereits in Genf ausgestellt und werden an den Uhrenmessen in Basel, Las Vegas, Belles Montres Shanghai und Paris ebenfalls Besucher an unserem Stand empfangen. Dazwischen werde ich meinen Wanderstab in die Hand nehmen, um den besten Einzelhändlern weltweit die frohe Botschaft zu verkünden.

Was sind die Stärken und Schwächen der Marke? Was unterscheidet sie von den anderen?

De Bethune ist eigentlich mehr eine Manufaktur als eine Marke und sicherlich kein Marketingkonzept. Rund 50 Mitarbeiter tragen zur Fertigung von 300 Zeitmessern pro Jahr bei. De Bethune hat in neun Jahren elf Kaliber entwickelt, neun Patente angemeldet und seine Spiralen als Weltpremiere mit flachen Endkurven ausgestattet. Wir verfügen über den leichtesten Tourbillon der Welt: seine 54 Bestandteile aus Siliziumtitan wiegen nur 0,18 Gramm. Wir stellen alles selbst her, sogar die Zeiger und Zifferblattdekorationen. Unsere Gehäuse sind ex-trem elegant. Unsere einzige Schwäche ist der mangelhafte Bekanntheitsgrad, doch daran werden wir jetzt arbeiten.

De Bethune nimmt seit dem Beginn an der Only Watch teil. Was versprechen Sie sich davon?

Der Gründer Luc Pettavino setzt sich mit viel Energie, Leidenschaft und Fachkunde für einen guten Zweck ein. Wir freuen uns, durch die Entwicklung eines Einzelstücks ein wenig zur Finanzierung der Forschung zur Bekämpfung der Duchenneschen Muskeldystrophie beitragen zu können.

Welche Zeitmesser werden Ihrer Meinung nach für den Grand Prix d’Horlogerie de Genève ausgewählt?

Im Idealfall die DB24 als Sportuhr, die DB25 als Herrenuhr, die DB25 Tourbillon als grosse Komplikation, die DB28 als Designuhr und die DBL in der Kategorie Schmuckuhren!

Welche Zeitmesser aus Ihrer Kollektion erscheinen Ihnen am interessantesten?

Jeder dieser Zeitmesser hat seine eigenen Vorzüge und kann unterschiedliche Uhrenliebhaber ansprechen. Wir werden uns auf drei Linien konzentrieren. Die DB15 verkörpert die Werte von De Bethune, der DB25 Tourbillon besticht durch seine Reinheit und seinen Klassizismus, und die DB28 spiegelt unsere avantgardistische Philosophie wider: Sie birgt technologische Errungenschaften als Ergebnis einer mehrjährigen Forschungs- und Entwicklungsarbeit wie beispielsweise die Platin-Silizium-Unruh oder die mobile Lagerung, die das Gehäuse mit dem Armband verbindet und die Uhr über dem Handgelenk aufhängt.

 

*Sohn von David Zanetta, der die Marke gemeinsam mit Denis Flageollet gründete und von Anfang an mit dabei war


Review overview
})(jQuery)