Thierry Esslinger, CEO Breguet

An der Baselworld haben Sie einen besonderen Fokus auf die Ankündigung Ihrer Kooperation mit Race for Water gelegt.

Es lag uns in der Tat viel daran, dieses absolut fantastische Projekt ins Rampenlicht zu rücken. Breguet wird seit Langem von einem Innovationsdrang angetrieben. Herrn Hayek Senior waren die Techniken zur Erhaltung der Umwelt enorm wichtig, wie er es mit der Gründung der Stiftung Belenos Clean Power bewiesen hat. Race for Water bietet Lösungen in diesem Streben nach Nachhaltigkeit. Wir haben gleich bei unserer ersten Begegnung erkannt, dass wir diesbezüglich die gleichen Überzeugungen haben. Es ist fantastisch zu sehen, wie sich unsere eigenen Bestrebungen in Unternehmern wie Marco Simeoni widerspiegeln und dass wir langfristig mit ihnen zusammenarbeiten können. Race For Water strebt die Blue Economy und ein Lebensideal zur aktiven Erhaltung unseres Planeten an. Wir glauben fest an diese Vision. Das Programm von Race for Water ist mit seinen 35 Zwischenstopps rund um die ganze Welt und speziellen Experimenten bereits vollständig vordefiniert. Das hindert uns aber nicht daran, voneinander zu lernen oder uns mit Belenos auszutauschen. Und warum sollten wir nicht auch über unsere anfängliche, bis 2021 geplante Kooperation hinausblicken? Es wäre unverantwortlich, eine derart noble Sache nicht zu vertreten.

Sie haben an der Baselworld eine Marine in Titan vorgestellt. Werden Sie diesen Werkstoff nun öfter einsetzen?

Unsere Forschungs- und Entwicklungsabteilung ist sehr gut organisiert und äusserst aktiv. Sie hat in den letzten Jahren enorm viele Studien zu Werkstoffen durchgeführt. Wir haben festgestellt, dass die klassischen Werkstoffe, die wir traditionsgemäss einsetzen, voll und ganz unserem uhrmacherischen Ansatz entsprechen, ohne dass wir auf Verfahren zurückgreifen müssen, die sich nicht lohnen. Der Exkurs über das Titan, den wir uns bei der Marine erlaubt haben, ist auf die Tatsache zurückzuführen, dass es gegenüber Meerwasser korrosionsbeständig ist. Es eignet sich folglich perfekt für eine Kollektion mit einem solchen Namen.

Welche der 27 Referenzen der Kollektion Marine ist für Sie das Flaggschiff?

Die Équation Marchante ist zweifellos herausragend, aber die Alarme Musicale hat genau wie der Chronograph schon sehr viele Kunden überzeugt. Einer der grössten Vorzüge dieser Familie ist die aussergewöhnliche Vielfalt an Modellen. Das entspricht den Anforderungen unserer Kunden auf der ganzen Welt. Das innovative Design fällt auf den ersten Blick nicht unbedingt auf, da es in sehr zahlreichen kleinen Details steckt. So wird z. B. das Ende des neuinterpretierten Zeigers mit dem B von Breguet durch eine Seeflagge symbolisiert. Die Form der Ziffer 1 erinnert an einen Decksaufbau, die Schrauben der Stege entstanden in Anlehnung an die Bojen, welche die Richtungen auf den Schifffahrtswegen angeben, das von Hand guillochierte Werk mit doppelten Genfer Streifen ähnelt einer Schiffsbrücke, und schliesslich hat die Schwungmasse in Gold die Form eines Ruders. Technisch gesehen gehören die Werke der Kollektion Marine zu den fortschrittlichsten, denn sie sind mit allen Innovationen dieser letzten Jahre in Bezug auf Zuverlässigkeit und Leistung gespickt. Wie immer in der Welt des Luxus wird mit viel Detailliebe gearbeitet. Sehen Sie sich einfach mal das Chronographenwerk an: Zum ersten Mal ist die auf die Kupplungsbrücke montierte Kupplungswippe aus Aluminium, sodass die Trägheit verringert und der Beschleunigungswiderstand verbessert wird.

Die meisten Marken bauen ihr Angebot an Damenuhren aus. Das scheint in diesem Jahr bei Breguet nicht der Fall zu sein.

Der Erfolg der Reine de Naples hat uns verblüfft. Zum ersten Mal seit ihrer Lancierung Anfang der 2000er-Jahre haben wir an der Baselworld 2018 eine neue Variante des Originalmodells mit Mondphase und Gangreserveanzeige vorgestellt. Wir ziehen es vor, uns bei der Entwicklung neuer Damenuhren, die für nächstes Jahr geplant sind, Zeit zu lassen.

Wo sehen Sie die Herausforderungen für Breguet in den nächsten Jahren?

Die grösste Herausforderung für eine innovative Marke wie Breguet besteht mit Sicherheit darin, vor allem bei der subtilen Kunst der Entwicklung spezieller Kollektionen einen klassischen Ansatz zu behalten. Im kommenden Jahrzehnt wird Breguet den Schwerpunkt verstärkt und auch häufiger auf hohe Komplikationen legen.

Sind die Millennials eine Zielgruppe, der sich Breguet ebenfalls zuwenden möchte?

Wir haben in der Tat festgestellt, dass unsere Kunden jünger werden und dass wir folglich in der Lage waren, die Millennials anzusprechen. Da das durchschnittliche Alter unserer Kunden sinkt und wir unseren Märkten, vor allem den asiatischen, sehr nahe sind, verstehen wir immer besser, was sie in Sachen Design, aber auch in Bezug auf Service und Kommunikation erwarten.

Wovor sollte sich die hohe Uhrmacherei Ihrer Meinung nach hüten?

Es fällt uns als Breguet vielleicht leichter, auf diese Frage zu antworten, aber meiner Meinung nach sollten alle Luxusmarken ihrem Erbe und ihren Prinzipien treu bleiben. Wer seine Wurzeln respektiert, kann der Zukunft mit Gelassenheit entgegenblicken. Es gibt nichts Schlimmeres für eine High-End-Marke als den Verlust der eigenen Identität.

Brice Lechevalier ist Chefredakteur und Mitbegründer von GMT (2000) sowie Skippers (2001) und leitet WorldTempus seit der Integration in das Unternehmen GMT Publishing als Ko-Aktionär. 2012 entwickelte er die Geneva Watch Tour. Seit 2011 dient er als Berater des Grand Prix d’Horlogerie de Genève. Im Bereich des Segelsports zeichnet er seit 2003 für die Veröffentlichung der Zeitschrift der Socitété Nautique de Genève verantwortlich. Er ist ferner Mitbegründer des 2009 ins Leben gerufenen SUI Sailing Awards (offizieller Schweizer Segelpreis) sowie des 2015 erstmals durchgeführten Concours d’Elégance für Motorboote des Cannes Yachting Festival.

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