Hinter diesem Geburtstag stecken sieben Jahre Arbeit. Es ist nie einfach, komplizierte Zeitmesser zu entwickeln, auch wenn man über 175 Jahre Erfahrung hat! Ein Jahr nach den Festlichkeiten sind wir sehr stolz auf den Erfolg des Anlasses und die Lancierung einer schönen Kollektion. Der Markt hat hervorragend auf die Uhren, das Jubiläum und das Unternehmen reagiert. Als Familienunternehmen ist es wichtig, gleichzeitig Werbung für die Uhrmacherei, unser Unternehmen und unsere langfristige Strategie zu machen. Der Anlass gab uns die Möglichkeit, das Können und den Teamgeist unser Mitarbeiter unter Beweis zu stellen sowie unsere nachhaltigen Werte hervorzuheben. Insgesamt freuen wir uns, dass uns der Markt und die Kunden jetzt noch mehr Vertrauen entgegenbringen.
Warum investieren Sie so massiv in den Bau eines neuen Manufakturgebäudes?
Das übergeordnete Ziel dieser Investition ist direkt mit unserer langfristigen Vision als unabhängige Manufaktur verbunden. Wir wollen an unserem Hauptstandort in Genf all unser Fachwissen unter einem Dach vereinen und seine Überlieferung sichern. Wir vertrauen in die Zukunft unserer Manufaktur und untermauern mit diesem Bau unsere Absicht, weiter an unserem Heimatort Genf zu wachsen, wo Patek Philippe vor 175 Jahren gegründet wurde. Dieses Projekt ist gleichzeitig eine Antwort auf unser Bedürfnis, alle unsere Genfer Produktionsstätten wieder an einem einzigen Ort zu versammeln. Wir liessen uns 1996 in Plan-les-Ouates nieder, um dort alle Geschäftstätigkeiten unter einem Dach zu vereinen, stellten aber schnell fest, dass wir nicht genug Platz hatten. Mit unserem neuen Gebäude haben wir genügend Raum, um uns in Genf weiterzuentwickeln, neue Aktivitäten aufzubauen, die Aus- und Weiterbildung zu organisieren und für die kommenden 20 bis 30 Jahre genügend Platzreserven zu garantieren. Unser Ziel ist nicht eine Steigerung des Produktionsvolumens, sondern wir wollen weiterhin wie geplant jährlich um rund 3% wachsen.
Sie haben 2009 das eigene Gütesiegel, den «Poinçon Patek Philippe», eingeführt. Achten die Kunden wirklich darauf und haben sie den Ansatz verstanden?
Spüren Sie irgendwelche Auswirkungen?
Es handelte sich um eine logische Fortsetzung, denn die von uns an unsere Uhren gestellten Qualitätsansprüche beschränkten sich nie nur auf die des Gütesiegels «Poinçon de Genève». Ausserdem haben wir unsere eigenen Kriterien immer weiter nach oben geschraubt. Diesen Umstand mussten wir kommunizieren und vor allem erklären, dass unsere Kriterien und Kontrollen für die gesamte Uhr gelten und nicht nur für die Werksbestandteile wie damals beim Poinçon de Genève. Unsere Kunden wussten die detaillierten Informationen über die Qualität unserer Uhren zu schätzen. Heute ist der Poinçon Patek Philippe selbstredend.
Was sind für Sie rückblickend die bedeutendsten Innovationen von Patek Philippe in den letzten zehn Jahren?
Ein Jahrzehnt ist für uns ein wenig zu kurz. 2016 feiern wir eine für unsere jüngere Geschichte bahnbrechende Innovation, den 20. Geburtstag des Quantième Annuel, eine 1996 von uns lancierte und patentierte Komplikation, die bei Herren unentwegt und auch seit Einführung der Damenmodelle 2005 hoch im Kurs steht. Der Jahreskalender ist eine nützliche, zuverlässige und benutzerfreundliche Komplikation. Genau auf diese Ansprüche müssen die heutigen und künftigen Innovationen als mechanische «Smartwatches» eine Antwort liefern. Die vergangenen zehn Jahre waren vor allem von neuen Technologien geprägt. Seit Gründung der Abteilung «Patek Philippe Advanced Research» 2005 konnten wir verschiedene avantgardistische Bestandteile aus Silinvar®, einem Siliziumderivat, einführen. 2005 präsentierten wir das erste Ankerrad in Silinvar®, das völlig ohne Schmiermittel auskommt. 2006 folgte die Spiromax®, eine Flachspirale mit konzentrischer Abwicklung, die heute in den Kalibern unserer gängigen Kollektionen verbaut ist. Die Liste der Innovationen ist mit über 100 Patenten lang. Um mit der jüngsten Innovation der Marke zu enden, möchte ich noch die Grandmaster Chime als Meisterstück unseres 175. Geburtstags anführen, das auf der Liste der bedeutendsten Innovationen der vergangenen zehn Jahre sicherlich nicht fehlen darf.
Auf welche Neuheit(en) sind Sie 2016 am meisten stolz?
Ich nehme gemeinsam mit meiner Frau, die für die Kreation der Uhren verantwortlich zeichnet, an jeder Entwicklungsetappe unserer Neuheiten teil. Sie entsprechen alle unseren Erwartungen und unserem Geschmack, auch wenn meine Gattin selbstverständlich ein grösseres Interesse an Damenuhren an den Tag legt als ich. Wir sind stolz auf jedes unserer Produkte, das wir auf den Markt bringen. Wenn eine Neuheit nicht in jeder Hinsicht unseren Ansprüchen bezüglich Ästhetik, Qualität oder Technik entspricht, bringen wir sie nicht oder erst später, wenn sie ausgereift ist, auf den Markt – selbst wenn das mehrere Jahre in Anspruch nimmt. Meine Lieblingsneuheiten sind wahrscheinlich die, die der Markt nicht oder nicht mehr erwartet, und die, die für Überraschung sorgen. Die neue Calatrava Pilot Travel Time, die wir 2015 in Basel präsentierten, sorgte beispielsweise für viel Wirbel.
Was ist dieses Jahr Ihr grösstes Highlight?
Der 20. Geburtstag unseres Quantième Annuel, der 40. Geburtstag der Nautilus sowie unsere Generationskampagne, die in diesem Herbst ebenfalls ihren 20. Geburtstag feiert. Das Wichtigste ist und bleibt für uns die auf den Märkten auf lokaler Ebene für lokale Kunden geleistete Arbeit in diesem etwas schwierigeren Jahr, in dem wir alle unser Bestes geben müssen.