Nachdem ich in zwei grossen Konzernen (Swatch Group und MGI Luxury) gearbeitet und mir bei Audemars Piguet (fast fünf Jahre lang) meine Sporen verdient habe, schien es mir nur natürlich, meine eigene Marke zu gründen. Ich wollte die Messlatte aber von Anfang an sehr hoch ansetzen, um nicht einfach nur eine weitere Marke auf dem Uhrenmarkt zu sein. Ich brauchte also ein verblüffendes und verrücktes Konzept.
Wie haben Sie Ihre Weggefährten ausgewählt?
Ehrlich gesagt war da eher der Zufall im Spiel … wie so oft! Im Oktober 2010 begegnete ich Lucien Vouillamoz, Patrick Berdoz und Emmanuel Savioz. Lucien hatte ein System erfunden, bei dem ein spezifisches Volumen Mikroflüssigkeit mit einer spezifischen Geschwindigkeit zirkuliert. Sein langjähriger Freund Patrick Berdoz hatte seine Forschungsarbeiten finanziert. Gemeinsam träumten sie von einer ersten Anwendung dieser Technologie in einer Uhr und suchten nach einer Person, die dieses Projekt in Form einer Uhrenmarke umsetzen konnte. Ich habe mich gemeinsam mit Bruno Mourtarlier ins Abenteuer eingeklinkt. Bruno steuert seinen Pragmatismus, seine Erfahrungen sowie sein Produktfachwissen bei. Als ehemaliger Leiter der industriellen Fertigung bei Audemars Piguet half er, für die Herstellung der H1 von HYT die besten Akteure unserer Industrie auszuwählen. Seine erste Entscheidung war die Zusammenarbeit mit Jean-François Mojon für die Entwicklung unseres eigenen mechanischen Uhrwerks. Sébastien Perret entwarf die H1. Mein Freund Xavier Casals zeichnet für das Design von HYT und Ion Schiau für Marketing und Verkauf verantwortlich.
Was sind die besonderen Merkmale der Marke HYT?
Ich hatte einen alten Traum, ja fast schon einen Wunschtraum: eine Mischung aus Flüssigkeit und Uhr. Bei Concord war ich mit der «Quantum Gravity», die im Tourbillon eine Flüssigkeit enthielt, schon sehr nah dran. Und doch waren wir noch Lichtjahre von unseren Möglichkeiten bei HYT entfernt. Die Vision der Marke ist einzigartig: die Kombination aus einer Flüssigkeit und einer mechanischen Uhr. Das ist einzigartig und stark. Uns sind keine Grenzen gesetzt.
Kann dieses Konzept wirklich über mehrere Modellgenerationen umgesetzt werden?
Ja, absolut. Sobald man eine klare und einzigartige Vision hat, kann dieses Konzept endlos umgesetzt werden. Wir haben schon mehrere Projekte in der Pipeline. Die H2 und die H3 sind bereits in Planung. Bestimmte Modelle werden durch Komplexität und Originalität bestechen, andere hingegen durch Klassizismus und Schlichtheit.
Auf welche Patente sind Sie besonders stolz?
Wir haben sechs Patente angemeldet. Ich bin besonders stolz darauf, von extrem hochqualifizierten Partnern umgeben zu sein, die alle eine spezielle Funktion erfüllen und ein besonderes Know-how mitbringen. Gemeinsam entwickeln wir ein einzigartiges und in der Uhrenindustrie wahrhaftig innovatives Konzept. Zu Beginn unserer Zusammenarbeit waren wir vor allem von der Idee begeistert, eine Flüssigkeit mit einem mechanischen Uhrwerk zu kombinieren, denn das schien eigentlich unmöglich … Zumindest war es noch nie jemandem vor uns gelungen.
An welche Zielgruppe richten Sie sich mit Ihrer ersten Produktlinie?
Sammler und Liebhaber innovativer, spezieller und einzigartiger Uhren. Wer wäre nicht von einer leistungsstarken, runden Uhr mit rassigem Design begeistert, in deren Manufakturwerk sich eine Flüssigkeit zwischen zwei Kolben (wie bei einer echten Maschine) hin- und herbewegt, um die Uhrzeit und die verstreichende Zeit anzugeben?
Hat das erste Feedback Ihrer Partner aus dem Einzelhandel zu einer Anpassung des Konzepts geführt?
Wir haben die Produktion 2012 bereits abgeschlossen. Wir arbeiten seit einem Jahr daran und konnten dank der Technologie die besten Vertriebsnetze der Uhrenindustrie für uns gewinnen.
Werden Sie 2012 über Verkaufsstellen in der Schweiz verfügen?
Ja, über mindestens eine, vielleicht sogar zwei.
Wann meinen Sie, die Herausforderung gemeistert zu haben?
Das geschieht in mehreren Etappen. Zuerst warten wir die Lancierung und die Reaktionen der Kunden an der Baselworld 2012 ab. Dann sind wir auf die Wirkung innerhalb der Uhrenbranche gespannt, ohne jedoch die Frage nach dem Volumen und der Leistung der Marke aus den Augen zu verlieren. Wir (er)leben die Herausforderung im Moment sehr intensiv. Jeder Augenblick ist ein Vergnügen: die Entdeckung einer solchen Erfindung, der Challenge, alles zum Funktionieren zu bringen, sowie die Freude, hier und mit allen Journalisten darüber zu sprechen, die wir in den kommenden Monaten treffen werden.
Wie steht es Ihrer Meinung nach in zehn Jahren um HYT?
Ausgezeichnet! Ich möchte die Spannung aber noch ein wenig aufrechterhalten, denn wir haben noch viele Träume und Projekte in petto.