Obwohl die Baselworld alles andere als düster verlief, braucht die Uhrenindustrie händeringend frischenWind in den Segeln. Können die jüngsten personellen Veränderungen auf höchster Ebene hier helfen?
An der Baselworld spielten die Preise weiterhin eine bedeutende Rolle. Ein Highlight der Messe war der für CHF 8000.– erhältliche ewige Kalender von Frédérique Constant. Dieser Zeitmesser stellt die gesamte Industrie vor eine neue Herausforderung, und CEO Peter Stas sagte, dass ihm dies auch mit einem Tourbillon gelingen würde, er aber noch viele weitere Ideen habe. Die grösste jährliche Uhrenmesse verlief vielleicht ein wenig ruhiger als sonst, mangelte aber keineswegs an Innovationen, wie beispielsweise die flachste Minutenrepetition der Welt von Bvlgari bewies. Insgesamt war das Feedback nach der Messe positiver als erwartet. Eine Spontanumfrage bei den Ausstellern ergab, dass diese für 2016 mit einem leichten Rückgang bzw. einem kleinen Wachstum rechnen. Der von der Schweizer Bank Vontobel veröffentlichte Jahresbericht der Uhrenindustrie – die umfassendste und vollständigste Analyse des Jahres – sieht für 2016 insgesamt ein flaches Wachstum voraus. Kurz nach dieser Veröffentlichung wurde bekannt, dass die Schweizer Uhrenexporte im März um insgesamt über 16% abstürzten. In den USA waren es überraschenderweise sogar -30%. WorldTempus- Leser erhalten nach unserem Besuch an der TimeCrafters-Messe im Mai einen tieferen Einblick in die Entwicklung des US-Markts. Auch Grosskon-Flaute zern Apple sackte im ersten Quartal stark ab, d.h. die Schweizer Uhrenindustrie ist bei Weitem nicht der einzige Verlierer.
Ob Zufall oder Absicht: Auf jeden Fall fanden auf höchster Managementebene bei einigen der grössten Marken weniger als einen Monat nach Ende der Baselworld umfassende Veränderungen statt. Im Vorfeld seines 70. Geburtstags trat Stephen Urquhart als Omega-Präsident zurück und übergab das Zepter an den seit 20 Jahren für das Unternehmen tätigen Raynald Aeschlimann. Nach einer umfassenden Expansionsphase, in der Tudor auf den amerikanischen Markt zurückkehrte, übernahm Unternehmenschef Philippe Peverelli nun die Leitung der Rolex-Tochtergesellschaft.
Der Grand Prix d’Horlogerie de Genève kündigte die 16. Preisverleihungszeremonie für den 10. November 2016 im Théâtre du Léman sowie die Schaffung einer neuen, den Uhren mit mehreren Zeitzonen gewidmeten Kategorie an, die beweist, dass der GPHG auf der Höhe der Zeit ist. Zeitgleich überraschte Vacheron Constantin mit einem ehrgeizigen Fotoprojekt über zwölf Zeitzonen rund um die neuen Modelle aus der Kollektion Overseas (auch in dieser Ausgabe sowie unter worldtempus.com zu bewundern). Louis Vuitton blieb in diesem Jahr erstmals der Baselworld fern und präsentierte in Paris die neue Kollektion GMT Voyageur.