Worldtempus : Zahlen, nichts als Zahlen sowie Ursachen und Wirkungen

Im ersten Quartal des Jahres hagelt es Finanzergebnisse. Die Uhrenkonzerne veröffentlichten ihre Zahlen in den vergangenen Wochen. Die Ergebnisse fallen sehr unterschiedlich aus. 2013 ist insgesamt gut verlaufen. Die Swatch Group erzielte einen um 8,3% höheren Umsatz von insgesamt 8,8 Milliarden Franken und steigerte die Rentabilität um 22,8%. Bei LVMH ist die Lage komplexer. Die Uhren- und Schmucksparte verzeichnete einen Umsatzrückgang von 2%, während sich die Betriebsmarge jedoch um 12% verbesserte. Bei Richemont wiesen die Ergebnisse für das dritte Quartal des Geschäftsjahres (das am 31. März endet und somit beim Druck dieser Ausgabe noch nicht abgeschlossen war) eine Steigerung von 9% auf, die mit dem Gesamtjahr übereinstimmt.

 

Ursachen

Diese Finanzdaten werden direkt von der wirtschaftlichen Realität beeinflusst. Das BIP stieg 2013 in China um 7,7%, stagnierte im Euroraum und wuchs um 1,9% in den USA, wo der Wiederaufschwung viele Hoffnungen weckte. Diese Zahlen schlagen sich aber nicht zwangsläufig in den Uhrenexporten nieder. Der Verkauf ausserhalb der Schweiz stieg 2013 wertmässig um 1,9% auf insgesamt 21,8 Milliarden Franken, und dies trotz des markanten Einbruchs auf zwei Hauptmärkten: Hongkong verlor 5,6% und China ganze 12,5%. Deutschland, Italien, Japan, Korea und Grossbritannien glichen diese Verluste jedoch aus. Noch nie verkauften sich Schweizer Uhren und Luxusartikel so gut wie heute. Dieses bereits durchwachsene Klima wurde am 9. Februar durch eine Abstimmung in der Schweiz durcheinandergebracht. Das Schweizer Volk sprach sich für die Einführung von Immigrationskontingenten aus, was sich direkt auf die Grenzgänger auswirken wird. Viele Mitarbeiter unserer Uhrenmarken wohnen nämlich jenseits der Grenze in Frankreich und Italien. Dies könnte eine der grössten wirtschaftlichen Herausforderungen der Branche in den kommenden Jahren werden.

 

Wirkungen

Der 24. SIHH fand vom 20. bis 24. Januar in Genf statt und deckte zwei grosse Trends auf. In der Uhrmacherei sind Mann und Frau fast gleichgestellt. Das Angebot für Damen ist heute ebenfalls sehr vielfältig, umfassend und von hoher Qualität. Die Herrenmodelle bestechen mit der Einführung zahlreicher kunsthandwerklich hoch anspruchsvoller Modelle durch Eleganz. Die Messe hat auch ihre Pilotfische: Viele Marken stellen in Genf aus, um von der Anwesenheit internationaler Einzelhändler zu profitieren. Bei der Ausgabe 2014 machten diese sich jedoch sehr rar. Viele unabhängige Marken beschlossen deshalb, der bisher als wichtigster Alternativanlass geltenden Geneva Time Exhibition fernzubleiben, die deshalb annulliert wurde. Die LVMH-Marken, die zu den grossen Akteuren der Parallelveranstaltung zählen, suchten Einzellösungen. TAG Heuer präsentierte die Neuheiten nicht wie sonst in der Halle Sécheron, während Zenith und Hublot das Grand Hotel Kempinski in Beschlag nahmen. Dort schlug Jean-Claude Biver sein Hauptquartier auf. Der Hublot-Präsident ist nun für alle Uhrenmarken von LVMH zuständig. Ist diese Entscheidung auf die oben genannten Ergebnisse zurückzuführen?


Brice Lechevalier ist Chefredakteur und Mitbegründer von GMT (2000) sowie Skippers (2001) und leitet WorldTempus seit der Integration in das Unternehmen GMT Publishing als Ko-Aktionär. 2012 entwickelte er die Geneva Watch Tour. Seit 2011 dient er als Berater des Grand Prix d’Horlogerie de Genève. Im Bereich des Segelsports zeichnet er seit 2003 für die Veröffentlichung der Zeitschrift der Socitété Nautique de Genève verantwortlich. Er ist ferner Mitbegründer des 2009 ins Leben gerufenen SUI Sailing Awards (offizieller Schweizer Segelpreis) sowie des 2015 erstmals durchgeführten Concours d’Elégance für Motorboote des Cannes Yachting Festival.

Review overview
})(jQuery)