Die Schweizer Uhrenindustrie hat einen neuen Rekord aufgestellt: 2011 verliessen 29,8 Millionen Armbanduhren im Gesamtwert von 19,3 Milliarden Schweizer Franken das Land. Gegenüber dem Vorjahr ist dies ein Anstieg um 19,2 %. Im April und im Mai lag das Wachstum sogar bei über 30 %. Hongkong und Kontinentalchina bestätigen mit einer Zunahme von 28 % bzw. 49 % ihren Status als gelobte Länder! Die Prognosen für 2012 bleiben gut, auch wenn sich das Wachstum leicht abschwächen dürfte.

 

Kühnheit und Diskretion

Die Messen im Januar öffneten ihre Tore folglich in einem wohlwollenden Umfeld. Beim Salon International de la Haute Horlogerie zeigten sich die Marken gleichzeitig kühn und diskret. Kühn, weil die Manufakturen mehrere komplizierte Zeitmesser enthüllten und somit ihr Fachwissen unter Beweis stellten. A. Lange & Söhne mit der Lange 1 Tourbillon Ewiger Kalender, Jaeger-LeCoultre mit dem Duomètre à Sphérotourbillon und Van Cleef & Arpels mit den beiden Ausführungen der Poetic Wish waren uhrmacherisch gesehen grosse Überraschungen (siehe Rubrik Focus). Diskret, weil die Marken sich allgemein für ein schlichteres und einfacheres Design entschieden und alle ins Auge springenden oder gar protzigen Ausführungen wegliessen. Fast alle Aussteller warteten mit Drachen auf. Angesichts der aufstrebenden asiatischen Wirtschaftsmacht und weil 2012 im Zeichen des Drachens steht, prangte dieser auf zahlreichen Zifferblättern.

 

Unabhängige Marken

Die ebenfalls wichtige GTE (Geneva Time Exhibition) fand erstmals im Espace Hippomène statt. Dieser geräumige und moderne Ort bietet einen qualitativ hochstehenden Rahmen für verschiedene unabhängige Uhrenmarken, die ebenfalls ihre Kreationen enthüllen wollen. Auch wenn die Teilnehmerzahl unter anderem aufgrund des nahe an der Baselworld liegenden Termins geringer ausfiel als zuvor, boten die Marken einige herausragende Stücke. Dazu zählt der Quantième perpétuel von Ateliers de Monaco mit Funktionswähler, bei dem alle Kalender–anzeigern per Krone einfach einstellbar sind. Heritage Watch Manufacture bestach mit der Viator, einer integrierten Ausführung des Originalkalibers mit einer zweiten, ebenso leicht einstellbaren Zeitzone. Der Zeitmesser wird übrigens für seine technische und ästhetische Qualität mit dem gemeinsam von den Organisatoren der Messe und der Zeitschrift Plaza Watch verliehenen Superwatch Award ausgezeichnet.

 

Vertrieb

Seit Beginn des Jahres haben verschiedene Konzerne, vor allem Richemont, den Direktvertrieb selbst übernommen. Bis anhin war das eher ein diffuses Phänomen, das jetzt jedoch konkret wurde. Mehrere Marken kündigten ihre Verträge mit bedeutenden internationalen Einzelhändlern und gaben bekannt, vermehrt eigene Boutiquen eröffnen zu wollen. Bestimmte Einzelhändler wie die unlängst im Genfer Hotel Kempinsky eröffnete Boutique Maverick freuen sich allerdings über diesen Trend, da sie nun über mehr Spielraum verfügen. Als Spezialistin für unabhängige Uhrmacher und bekannte Uhrenmarken verzeichnete sie einen ausgezeichneten Start ins neue Jahr.