Königreich der Tiere

Wie alle guten Geschichten fängt auch diese mit «Es war einmal…» an. Und es wäre keine gute Geschichte, kämen darin nicht allerlei schillernde Fabelwesen, Furcht einflössende Tiere und natürlich Prinzessinnen vor. Nun, es war einmal eine mexikanische Schauspielerin, deren flamboyanter Stil sie zu einer der begehrtesten Femmes fatales des Kinos der Vierziger- und Fünfzigerjahre machte. Ihr Name war Maria Felix und ihre Schönheit wurde nur noch durch ihren exzentrischen Geschmack in Sachen Schmuck übertroffen. Eines Tages spazierte Maria Felix in die Pariser Cartier-Boutique, in der Hand ein Gefäss, in dem ein lebendes Baby-Krokodil lag. Dieses unerwartete Geschenk inspirierte den Juwelier zu einem seiner fantastischsten Schmuckstücke: zwei Krokodile, besetzt mit Tausenden von Diamanten und Smaragden, die als Broschen oder als Collier getragen werden konnten. Und auch Felix’ Spitzname «mexikanischer Panther» kam nicht von ungefähr. Raubkatzengleich strich sie durchs Leben, im Besitz von Prunkstücken aus Cartiers Panther-Schmucklinie. Die ersten Panther-Motive wurden 1914 kreiert und später von Jeanne Toussaint, Louis Cartiers Muse und spätere Schmuckdirektorin, in zahlreichen Schöpfungen vervollkommnet. Toussaints Aura entzieht sich niemand, nicht einmal echte Herzoginnen. 1948 entwirft Cartier für die Herzogin von Windsor einen Panther, der auf einem Smaragd von 116,74 Karat im Cabochonschliff thront. Unzählige Frauen folgten ihrem Beispiel: Die Panther-Magie nahm ihren Anfang.

Leoparden-Brosche von CARTIER, 1949 an die Herzogin von Windsor verkauft

 

Währenddessen verschreibt sich eine weitere charismatische Französin einer anderen Raubkatze. Gabrielle Chanel, ihres Sternzeichens Löwe. «Sous le Signe du Lion» ist eine Hommage an Chanels astrologisches Tierkreiszeichen und an ihre Lieblingsstadt Venedig, deren Symbol der Löwe ist. Leidenschaftlich und majestätisch brüllt er auch in der neusten, acht Stücke umfassenden Kollektion. Tiermotive in der Schmuckkreation sind so alt wie die Menschheit selbst. Bereits Kleopatra wand sich mit Vorliebe Schlangenschmuck ums Handgelenk als Symbol ihrer Macht. Was den einen Talisman, ist den anderen Angst und Schrecken. Die Schlange polarisiert. Als Schmuckstück erst recht. Dabei zählt das Schlangenmotiv bei den grossen Schmuckhäusern zu den beliebtesten Inspirationsquellen. Die sich schlängelnde und biegsame Form, ihre Kraft und Dynamik stellt eine ganz besondere Herausforderung für die Goldschmiede-Ateliers dar. Der römische Juwelier Bulgari hat die Herstellung darin perfektioniert. Serpenti, so der Name der aus den 60ern stammenden Schmucklinie, folgt der Tradition des Hauses, naturalistische Formen zu abstrahieren.

BULGARI, Montre Secrète (Uhr mit Schmuckdeckel, der das Zifferblatt verdeckt) Serpenti Seduttori aus Rotgold. Der Schlangenkopf ist mit Diamanten im Brillantschliff, einem Turmalin im Cabochonschliff und Augen aus Smaragd sertiert. Der Armreif ist aus Rotgold und mit Diamanten im Brillantschliff und Turmalinen sertiert.

 

Die neusten Kreationen werden von Top-Model Lily Aldridge präsentiert, die den Colliers, Armbändern und Ringen sinnlichen Glamour verleiht. All die flexiblen, mehrfach gewundenen und stilisierten Schmuckstücke sind eine moderne Interpretation einer uralten Tradition, welche auch der französische Juwelier Boucheron pflegt. Er bezeichnet die Schlange als Muse des Hauses seit seiner Gründung 1858. Im Laufe der Zeit gesellten sich andere Tiere zur Menagerie: Oulu, die Eule, die für Weisheit steht, Nara, die Hirschkuh als Symbol von Weiblichkeit oder Meisa, die Meise, ebenso wie Wölfe und Schmetterlinge, um nur einige zu nennen. Beim amerikanischen Juwelier Tiffany sind es Sommervögel, die die Seiten seines Blue Book 2018 übersäen. Besonders bezaubernd ist eine Halskette, auf der Schmetterlinge einen dreifarbigen Zoisit im Smaragdschliff wie einen schillernden Tautropfen umflattern. Die poetische Tierwelt in den Märchen der Gebrüder Grimm hat es hingegen Van Cleef & Arpels angetan. Vier Geschichten standen für die diesjährige Haute-Joaillerie-Kollektion «Quatre Contes de Grimm» Pate, in der wundersame Kreaturen durch das Feuer von Edelsteinen zum Leben erweckt werden. «Die drei Federn», «Die zertanzten Schuhe», «Der Goldene Vogel» und «Die Bremer Stadtmusikanten» inspirierten Goldschmiede und Steinfasser zu Preziosen, deren Eleganz beeindruckt. Glücklich auch jene, die einen der charmanten Lucky-Ani- mals-Clips aus der La-Boutique-Kollektion des Hauses ihr Eigen nennen können. Seit jeher skizziert Van Cleef & Arpels ein Universum von anmutigen Tieren. Vögel, Hasen, Katzen und Hunde hausen in friedlicher Eintracht… und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute – im Bestiarium der Juweliere.

 

Hunde-Pin aus Gelbgold, Perlmutt und Onyx. Eulen-Pin aus Gelbgold, weissem und grauem Perlmutt sowie Onyx. Beide aus der Kollektion Lucky Animals VON VAN CLEEF & ARPELS

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