Plötzlich schienen mir die Uhren meines Herzblatts klein und niedlich. Ich hätte sie fast kurz gestreichelt. Na ja, nur fast, schliesslich wollen wir es ja nicht übertreiben. Wie dem auch sei, die Tatsache, dass sie hinterlistig meinen Schubladenfächer bevölkerten und nach hitzigen Diskussionen mit meinem Schatz, der sie natürlich viel lieber ganz nahe bei sich im Schlafzimmer gewusst hätte, zur Installation eines hässlichen Safes im Ankleidezimmer führten, schien mir plötzlich weniger schlimm. Ich fühlte sogar schon meinen Platz auf dem Kopfkissen bedroht! Plötzlich stört mich auch der Stapel leerer und unnützer Schatullen nicht mehr, in den mein Mann sich aufgrund höchster Faulheit strikt weigert, seine Zeitmesser einzusortieren. Jetzt höre ich auch den todlangweiligen Liebeserklärungsmonolog an die plötzlich wieder entflammte Liebe meines Mannes für diese oder jene Uhr nicht mehr, die er eine Weile links liegen liess. Eine herrliche Zen-Stimmung durchströmt meinen ganzen Körper. Ja, ich habe Glück, denn schliesslich könnte ich mein Leben mit Autos teilen müssen, ein Auto mitten im Wohnzimmer dulden müssen, weil man ja schliesslich nie gegen ein Deko-Konzept für Sammler gefeit ist. Ich könnte mein Leben auch mit einem Mann teilen, der sich in einen Hobbymechaniker voller Schmieröl und mit geschwellter Brust verwandelt. Oder noch schlimmer, ich müsste ihn jeden Sonntag zu Autorennen begleiten und meine Begeisterung für seine (Pseudo-)Errungenschaften kundtun oder gar die Nacht in der Notaufnahme verbringen, weil er sich für Hamilton hielt!
Ich weiss mein Glück so sehr zu schätzen, dass ich ihm sogar gleich eine neue Uhr kaufen werde!