London : Rules

In London nur ein einziges Restaurant zu empfehlen ist fast unmöglich, zumal sich auch noch die Frage stellt, von welchem London die Rede ist: City-London, Mode-London, Plutokratie-London, Kunst-London, Touristen-London oder gar französisch- oder deutschsprachiges London? All diese Städte überlappen sich und bilden doch wie bei einem Baumkuchen Schichten unterschiedlichen Geschmacks, die in Gaumenfreuden wie bei Bubbledogs münden: Hotdogs mit Pfefferminz-, Mango-Chutney- und Koriandergeschmack, die mit einem kalkhaltigen, 100%igen Pinot-Meunier-Champagner aus der Boutique von Françoise Bedel serviert werden (bubbledogs.co.uk – ernsthaft).

Mein absoluter Favorit ist derzeit «Little Hose Mayfair» (ein Sprössling des Soho-House-Imperiums, in dem endlich mal in Mayfair Ambiente und Qualität höher eingestuft werden als die nächstjährige Michelin-Liste und das ausserdem noch über geniale Cocktails verfügt), doch das wirklich einzigartigste Restaurant in ganz London ist zweifellos das «Rules».

Das 1798 gegründete Restaurant scheint John Bulls Vorstellung von Good Old England entsprungen zu sein. Das Rules ist eine Art essbare Downton Abbey. Sie denken vielleicht, dass es sich um eine herrliche Touristenfalle mit überteuerten Preisen handelt, aber lassen Sie sich nicht so leicht abschrecken. Natürlich hat auch das Rules triste Zeiten durchlebt und wurde hie und da von Kritikern in Grund und Boden gestampft, wie man mit viel Selbstironie auf der eigenen Website lesen kann. Doch wie viele Restaurants können von sich behaupten, von einem Hofdichter verteidigt worden zu sein? Das Rules hat sich auf Wild und Meeresfrüchte spezialisiert und beweist, dass britische Kochkunst authentisch und lecker sein kann. Auf der Speisekarte tummeln sich Pies und Puddings neben hervorragend zubereitetem Wildgeflügel wie Schnepfe und Auerhuhn (beide leicht zu ruinieren), die überwiegend aus der Feldmark des Besitzers in Yorkshire stammen. Der Wein kommt zum Glück aus Frankreich. www.rules.co.uk


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