Story: America’s-Cup-Uhren

Die älteste Sporttrophäe der Welt besteht aus vielen Paradoxen. Sie wird von den Amerikanern und aktuellen Besitzern der berühmten silbernen Kanne organisiert. Die 35. Ausgabe (der America’s Cup findet alle vier Jahre statt) wird erstmals auf den Bermudas ausgetragen und umfasst nur fünf Herausforderer und den Titelverteidiger. Mit Helmen bewaffnet werden sie auf ultraschnellen Hightech-Katamaranen mit starren Flügelsegeln im Mai und Juni 2017 gegeneinander antreten. Ob das atemberaubende Spektakel oder die erschwinglicheren Sponsorenbeträge des America’s Cups ausschlaggebend waren, wissen wir nicht, aber erstmals werden ausnahmslos alle Teams von Uhrenmarken gesponsert, die alle grossen Gruppen angehören. Omega (Swatch Group) bleibt dem Team New Zealand treu. Panerai (Richemont), Ulysse Nardin (Kering) und Zenith (LVMH) sind ebenso wie die kleine französische Marke MATWatches zum ersten Mal dabei.

PANERAI FÄHRT DREIGLEISIG

Wird der Letzte der Erste sein? Die am SIHH noch vor der offiziellen Ankündigung des America’s Cup angekündigte Partnerschaft mit Panerai, die doch theoretisch einem strikten Protokoll folgen müsste, ist besonders ehrgeizig: Officine Panerai ist nicht nur offizieller Partner des America’s Cup, sondern auch des Defenders Oracle Team USA sowie des Challengers SoftBank Team Japan. Hinter den Kulissen der Regatta wird gemunkelt, dass das Sponsoring der zwei Teams ein Gratisbonus für den Hauptsponsor des Events ist, das von Oracle organisiert wird TEXT Brice Lechevalier Story und dem amerikanischen Milliardär Larry Ellison gehört. Dieser hat seinen Freund und Besitzer des japanischen Telekom-Giganten SoftBank mit ins Boot geholt. Für Panerai ist das ein Glücksgriff, denn so stärkt die Marke ihr auf allen klassischen Segelrevieren bereits bekanntes Image und steigert gleichzeitig ihre Bekanntheit auf zwei unumgänglichen Luxusmärkten: Japan und USA. Der italienische Pragmatismus reimte mit doppelter Reaktivität für ein optimales Ausschlachten der in diesem Winter eingegangenen Partnerschaft, die gleich fünf Modelle in den Farben der drei Partner präsentierte. Das Logo des America’s Cup ist in den Stahlboden der offiziellen und bis 300 Meter wasserdichten Luminor Marina 1950 America’s Cup 3 Days Automatic eingraviert, die in nur 300 Exemplaren aufgelegt wird. Nur die Sattlernaht auf dem Armband sowie die Gravur im Boden unterscheiden sie von der auf 150 Exemplare limitierten Serie Luminor Marina 1950 Softbank Team Japan 3 Days Automatic, die die Marke für das Land der aufgehenden Sonne entwickelte. Es überrascht niemanden, dass die Amerikaner mit einer Luminor Marina Oracle Team USA 8 Days, einer Luminor 1950 Regatta Oracle Team USA 3 Days Chrono Flyback Automatic in Titan und einer Luminor 1950 Oracle Team USA 3 Days Chrono Flyback Automatic in schwarzer Keramik von je 200 Exemplaren aus der Manufaktur in Neuenburg bevorzugt behandelt wurden.

ZENITH IM DIENSTE DER BRITISCHEN KRONE

Die Marke mit dem Stern schwimmt im Kielwasser des Maxitrimarans aus dem Rennstall Spindrift Racing, den sie im Rahmen ihrer Partnerschaft mit Land Rover als Hauptsponsor des britischen Challengers Land Rover BAR unterstützte, der beim Louis Vuitton Cup (dessen Sieger gegen das Oracle Team USA im America’s Cup im Finale antritt) als Favorit gehandelt wird. Der fünffache Olympiasieger, Steuermann von Oracle am letzten America’s Cup und britische Skipper Ben Ainslie (von der Königin geadelt) ist, genau wie sein Team, Botschafter von Zenith. Alle tragen die El Primero Land Rover BAR, eine auf 250 Exemplare limitierte Serie mit grosszügigen Abmessungen (45 mm), der der berühmte Automatikchronograph El Primero Sport mit Säulenrad Pate stand, den Zenith bereits 1969 als präzisesten Chronographen der Welt präsentierte.

MEERES-DNA VON ULYSSE NARDIN

Als 1851 der erste America’s Cup stattfand, war die Marke fünf Jahre jung. Ihre Geschichte ist eng mit den Marinechronometern verbunden. Ulysse Nardin ist seit neun Jahren Sponsor der Monaco Yacht Show und seit zwei Jahren auch Sponsor des schwedischen Challengers Artemis Racing, der dem in Genf ansässigen Milliardär Torbjörn Tornquist gehört. Diese sehr sportliche Partnerschaft gründet auf den zwei Botschaftern von Ulysse Nardin sowie emblematischen Mitgliedern des Teams Artemis Racing: dem englischen Skipper und zweifachen Olympiasieger Iain Percy sowie Loïck Peyron, Mitglied des Design Teams und einer der berühmtesten Segler der Welt. Sie haben gemeinsam an der Entwicklung des Automatikchronographen Regatta mitgewirkt, der über ein neues Manufakturkaliber mit Hemmung und Spirale in Silizium sowie einen patentierten Regatta-Countdown (1 bis 10 min) mit umgekehrten Sekunden verfügt und mit drei Zifferblattvarianten angeboten wird: weiss wie die Gischt, blau wie der Ozean oder schwarzes Grubenschmelzemail in einer Sonderserie von nur 35 Exemplaren.

OMEGA BLEIBT DEN KIWIS TREU

Seit der ersten Partnerschaft mit dem Team New Zealand und Sir Peter Blake 1995 ist Omega dem neuseeländischen Team trotz wechselnder Skipper mal als Challenger, mal als Defender immer treu geblieben. Zum 35. America’s Cup presented by Louis Vuitton lancierte Omega 2015 die Seamaster Diver 300m ETNZ mit Säulenradchronograph und durch den Saphirboden sichtbarer koaxialer Hemmung sowie 5-Minuten-Regatta-Countdown. Die in den Farben des Emirates Team New Zealand gehaltene Uhr von Omega setzt mit ihrem Titangehäuse sowie ihrer Lünette in mattgrauer Keramik voll auf Sport und Hightech. Das Modell 2017 der ETNZ soll im Frühling enthüllt werden, war aber bis zum Redaktionsschluss noch nicht verfügbar.

CAMMAS UND MAT

Die auf Militäruhren spezialisierte französische Marke MATWatches (Mer-Air-Terre = Meer-Luft-Erde) stattet den französischen Skipper Franck Cammas und sein Groupama Team France als Challenger mit dem kleinsten Budget aus. Auf dem Musto-Stand an der Pariser Seglermesse erhielt der Spezialist für Wettkampf-Mehrrumpfboote das erste Exemplar der auf 300 Exemplare limitierten Sonderserie Régate Timer GTF. Bei dieser Uhr handelt es sich um einen Quarzchronographen mit Regatta-Countdown und drei mitgelieferten austauschbaren Armbändern. Welche Marke macht das Rennen im Bermudadreieck?

Brice Lechevalier ist Chefredakteur und Mitbegründer von GMT (2000) sowie Skippers (2001) und leitet WorldTempus seit der Integration in das Unternehmen GMT Publishing als Ko-Aktionär. 2012 entwickelte er die Geneva Watch Tour. Seit 2011 dient er als Berater des Grand Prix d’Horlogerie de Genève. Im Bereich des Segelsports zeichnet er seit 2003 für die Veröffentlichung der Zeitschrift der Socitété Nautique de Genève verantwortlich. Er ist ferner Mitbegründer des 2009 ins Leben gerufenen SUI Sailing Awards (offizieller Schweizer Segelpreis) sowie des 2015 erstmals durchgeführten Concours d’Elégance für Motorboote des Cannes Yachting Festival.

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