Der Chronograph Edition «Expedition Charles Darwin» von IWC besitzt einen biokompatiblen Titanboden.
Zenith Pilot Type 20 Extra Special: Bronze wird auch für Bordinstrumente in Flugzeugen verwendet.
Weder wertvoll noch selten, von rostfrei ganz zu schweigen, und doch fertigt man Uhrengehäuse aus Bronze. Eigentlich verfügt dieses Metall über keine der in der Uhrmacherei gewünschten Eigenschaften, und doch steht es hoch im Kurs. Die Legierung aus Kupfer, Zink und manchmal auch anderen Metallen zur Verbesserung ihrer Eigenschaften wird seit über 5000 Jahren verwendet – und seit einigen Jahrhunderten auch in der Uhrmacherei. Heute gibt es Unruhen aus Bronze bzw. einer Beryllium-Legierung namens Glucydur. Da es sich bei Hitze kaum ausdehnt, hat es im Werk eine Sonderstellung. Wie ist Bonze der Weg bis zu unseren Uhren gelungen? Per Schiff! Fast jegliches Bootszubehör ist aus Bronze. Sein geringer Verschleiss macht es zum idealen Werkstoff für alle Metallteile an Deck (Ösen, Schäfte, Schäkel und Bullaugen). So hielt es auf natürliche Weise seinen Einzug in Zeitmesser mit einer speziellen Beziehung zum Meer und vor allem in Taucheruhren. Das scheint unlogisch, hat aber eine tiefere Bewandtnis. Bronze ist zwar nicht rostfrei, überzieht sich aber ganz natürlich mit einer dünnen, stabilen und dadurch schützenden Oxidationsschicht.
Urwerk schmückt die UR105 T-Rex mit einem patinierten und gerillten Bronzepanzer.
Einst die beliebteste Bronzeuhr: Panerai Luminor Submersible 1950 Bronzo PAM 382.
Lebendig
Dieses Paradox birgt drei Vorteile. Erstens bewahrt das Metall so seine strukturelle Unversehrtheit, sodass man es für die Herstellung von Uhrengehäusen verwenden kann. Zweitens variiert Bronze als Legierung farblich je nach Zusammenstellung von einem dem Roségold 4N ähnlichen Rosagelb über Dunkelbraun bis zu warmem Grau. Drittens hat diese begrenzte Oxidierung einen wunderschönen Nebeneffekt: Patina. Bronze ist lebendig. Die Farbe verändert sich mit der Zeit und je nach Behandlung der Oberfläche. Das macht jede Uhr bei genauerem Hinsehen einzigartig. Ausserdem kann die Patina auch von Hand bearbeitet werden, genau wie bei Schuhen.
Hell oder dunkel
Die meisten Marken, vor allem Pioniere wie Anonimo und Panerai haben sich für einen warmen hellen Ton mit einer satinierten Oberfläche entschieden. Die zarten Äderchen des Metalls bieten der Oxidierung guten Halt. Die Uhr wirkt edler. Zenith hat für die Pilot Type 20 Extra Special genau wie IWC für die Aquatimer Chronograph Edition «Expedition Charles Darwin» eine gelblichere Variante bevorzugt. Urwerk setzt hingegen auf einen in der Kunst verwendeten dunkleren Bronzeton, der beim rauen Panzer der UR105 T-Rex geheimnisvoll wirkt. Die an die Schuppen eines Riesensauriers erinnernde Struktur ist am Schuppenansatz heller als an der Spitze. Bell&Ross hat die Möglichkeiten der Patina bis zum Äusserten ausgereizt. Das an der Only Watch präsentierte Unikat BR01 Skull Bronze Tourbillon schimmert blaugrün. Diese einzigartige Wirkung erzielt man durch ausgiebiges Reiben mit dem geeigneten Oxidationsmittel.
Anonimo interprets bronze in all its land- or sea-themed collections, including this Militare Chrono.
Oris pays tribute to the U.S. Navy’s first African American master diver with its Carl Brashear model.
Bell&Ross BR01 Skull Bronze, after intense work on its patina.
Riskant
Trotz all dieser Vorteile hat die natürliche Oxidierung von Bronze auch unerwünschte Nebenwirkungen. Der Geruch: Wenn man stark schwitzt, was im Sommer durchaus vorkommen kann, riecht die Uhr nach oxidiertem Metall. Aufgrund der Farbvariationen kann die Uhr auch abfärben. Vermeiden Sie einen Kontakt zwischen feuchter Uhr und hellem Hemdsärmel. Diese Flecken gehen nie mehr raus! Am meisten Sorge bereiten jedoch mögliche Allergien. Das Geheimrezept? Der Boden von Bronzegehäusen ist aus Titan. Titan ist biokompatibel und macht die Uhr auch leichter. Das ist angesichts der Tatsache, dass Bronze 10% schwerer ist als Stahl nicht zu verachten. Noch ein letzter Tipp: Temperaturkontrolle. Bronze ist ebenso wärmeleitend wie Titan und akkumuliert Hitze leichter als Stahl. Im Sommer ist eine Bronzeuhr wärmer als das Handgelenk.