A. Lange & Söhne : Grand Lange 1

Wir freuen uns, endlich einen Zeitmesser von A. Lange & Söhne auf unseren Prüfstand nehmen zu können. Denn seit diese Marke aus Glashütte nach den Irrungen und Wirrungen des 20. Jahrhunderts wieder auf den Uhrenmarkt zurückkehrte, hat sie sich als eine der Referenzen für herausragende Uhrmacherei positioniert. Kunden und Experten sprachen der Marke aufgrund des bemerkenswert gut organisierten Wiederaufbaus sofort ihre Anerkennung aus. An dieser Stelle können auch wir Günter Blümlein und seiner Weitsicht, denen diese unerwartete Renaissance der deutschen Uhrmacherei in erster Linie zu verdanken ist, wie viele andere vor uns nur höchsten Respekt zollen.  Er siedelte die Manufaktur wieder in den historischen Gebäuden in Glashütte an. Er wusste die lokalen Geldgeber vom bestehenden Fachwissen, das diese längst tot glaubten, erneut zu überzeugen. Er nutzte Synergien im Ingenieurwesen der zwei anderen zur Gruppe gehörenden Manufakturen, um einen schnellen Wiederaufstieg in den sehr selektiven Kreis exzellenter Manufakturen sicherzustellen. Und er trug massgeblich zur Entscheidung bei, eine moderne Uhrenkollektion mit den Merkmalen der sächsischen Uhrmacherei des 19. Jahrhunderts zu lancieren. Die in der ersten, 1994 enthüllten Kollektion präsentierte Lange 1 diente dem hier geprüften und vergrösserten Modell von 2013, der Grossen Lange 1, als Vorläufer. Wir danken Les Ambassadeurs für die Bereitstellung dieses Zeitmessers für unseren Ausflug in die teutonische hohe Uhrmacherkunst.

 

Ausstattung
Einige bezeichnen das Interieur deutscher Autos als streng. Bei Lange würde man lieber vom Wesentlichen sprechen. Die Homogenität der Ausstattung der verschiedenen Modelle der Marke, die Schlichtheit von Linien und Dekoration verschmelzen geheimnisvoll zu einer unvergleichlichen Ausgewogenheit und Detailliebe von überzeugender Einfachheit. Ein künstlerisches Konzept, dem die Uhrmacher mehr Aufmerksamkeit schenken sollten. Das Gehäuse dieser Grossen Lange 1 in Weissgold hat einen Durchmesser von exakt 40,9 mm, d.h. 1,9 mm mehr als die Lange 1. Gleichzeitig ist dieses Modell jedoch 1,2 mm flacher, d.h. die Höhe wurde von 10 auf 8,8 mm reduziert!!!! Die polierten Rundungen von Lünette und Boden und der satinierte zylinderförmige Gehäusemittelteil sind die auffälligsten Merkmale dieses unverwechselbaren Zeitmessers. Die für die Höhenreduktion flachen Gläser sind beidseitig entspiegelt und geben den Blick direkt auf das anthrazitfarbene Zifferblatt frei. Auch wenn das Glas fast unsichtbar ist, polarisiert es das einfallende Licht so geschickt, dass die subtilen Farbnuancen des Zifferblatts besonders gut zur Geltung kommen. Die Vollendungen des Zifferblatts sowie der verschraubte und satinierte Boden mit Gravierungen symbolisieren perfekt die zeitgenössische Sicht der hohen Uhrmacherkunst, der die Sachsen seit 250 Jahren treu bleiben.

 

Werk
Das Werk verfügt über die berühmte Dreiviertelplatine, die den Blick frenetisch von einem Detail zum nächsten springen lässt. Dieses neue Kaliber L095.01 wurde entwickelt, um die Ausgewogenheit auch beim neuen Gehäuse mit dem kleineren Durchmesser zu garantieren. Gleichzeitig nutzte die Marke die Gelegenheit, um es mit einem Federhaus mit einer Gangreserve von 72 Stunden auszustatten. Das Neusilber der Brücken hypnotisiert und setzt die bei fast allen Lagern verschraubten Goldchatons perfekt in Szene. Sekunden- und Hemmungsrad besitzen eine eigene Brücke und münden in eine traditionell kleine Unruh mit markentypischer Gravur auf dem Kloben. Dank der dynamisch einstellbaren Schraubenunruh wirkt der Schwanenhals auf den Spiralklötzchenträger und ermöglicht somit eine sichere Feineinstellung. Der Grossdatumsmechanismus, der allein schon den Erfolg der Marke erklären könnte, ist über jeden Zweifel erhaben. Er garantiert eine wahrhaft legendäre Zuverlässigkeit und Präzision. Das Lange-Kaliber L095 ist eine Welt, in der sich jeder Uhrmacherlehrling gerne mal verlaufen würde.

 
Tests
Die herausragenden Werksvollendungen liessen bereits hervorragende Zeitmessungen ahnen. Die Ergebnisse bestätigten diese Vermutung. Der Aufzug bietet einen idealen Kompromiss aus Mechanismuswiderstand und Anzahl für den kompletten Aufzug der Feder notwendigen Umdrehungen. Bei vollem Aufzug lagen die Amplituden ideal kompakt beieinander: über 260° in vertikaler und über 280° in horizontaler Stellung. Die Abweichungen betrugen alle zwischen -1 und +5 Sekunden pro Tag. Nach 48 Stunden Gang sanken die Amplituden um 20° bis 25°, und das Delta blieb mit 0 bis +7 Sekunden pro Tag ausgezeichnet. Die mit 72 Stunden angegebene Gangreserve verfügt über eine komfortable Sicherheitsmarge von mehreren Stunden. Am Handgelenk überzeugt die Grosse Lange 1 durch Tragekomfort, Eleganz und deutsche Zuverlässigkeit. Wir möchten ausserdem darauf hinweisen, dass der für unseren Prüfstand verwendete Zeitmesser direkt aus der Boutique stammte und deshalb nicht speziell vorbereitet wurde.

 

Fazit
Ja, A. Lange & Söhne verdient zu Recht seinen Status als ultimative Referenz hoher Uhrmacherkunst. Die Grosse Lange 1 beweist, dass das Unternehmen aus Sachsen definitiv für perfekte Technik, traditionelles Know-how und optimale Ästhetik steht.


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