Blancpain präsentierte bereits vor einigen Jahren eine Neuauflage der emblematischen Tauchuhrenkollektion «Fifty Fathoms». Diese interessante Kombination aus der verführerischen Ästhetik der ursprünglichen Modelle mit neuesten Technologien mündet in modernen Uhren, die sich im hart umkämpften Segment der Taucheruhren gut positionieren. Für unseren Prüfstand händigte man uns einen tiefseetauglichen Bathyscaphe Chronographe Flyback mit Keramikgehäuse aus.
Ausstattung:
Das Design birgt keine Überraschungen. Die Grundlinien gehen auf das wunderschöne Design der 1950er-Jahre zurück, und ihre moderne Überarbeitung hat diese Kollektion viele Herzen im Sturm erobern lassen. Folglich haben wir uns vor allem auf die Werkstoffe und ihre Verarbeitung konzentriert. Das brossierte schwarze Keramikgehäuse überzeugt durch schlichte Eleganz. Die Rastung der ebenfalls in Keramik gefertigten und natürlich nur einseitig drehbaren Lünette ist meines Erachtens perfekt. Das ist natürlich Geschmackssache. Nachweisbar ist hingegen, dass die Bedienung der Lünette sauber und präzise erfolgt und genügend Widerstand ein ungewünschtes Drehen verhindert. Obwohl die Drückerköpfe weder verschraubt noch verriegelt sind, garantiert Blancpain ihre Funktionstüchtigkeit bis 300 Meter, was wir auf unserem Prüfstand jedoch nicht kontrollieren konnten. Die Krone ist hingegen verschraubt und lässt sich unter anderem auch aufgrund ihrer Feder leicht bedienen und vermittelt einen Eindruck von Zuverlässigkeit. Zifferblatt und Zeiger sind mit denen der Modelle aus den 1950er-Jahren fast identisch. Die Farbe des seidigen Zifferblatts passt hervorragend zum polierten und brossierten schwarzen Gehäuse mit einem Durchmesser von 43 mm. Superluminova wurde wohlüberlegt für Stunden, Minuten, Sekunden sowie die Drehlünette, aber nicht für die Chronographenanzeigen eingesetzt. Dieses Streben nach ultimativer Benutzerfreundlichkeit wird alle jene, die mit dieser Uhr tauchen gehen, begeistern.
Werk:
Das neue Blancpain-Kaliber F385 ist ein Flyback-Chronograph mit Automatikaufzug, der dank des Regulierorgans mit 36 000 Halbschwingungen pro Stunde auf die Zehntelsekunde genau misst. Diesem letzten Punkt verdankt es seinen Titel als neues Kaliber, denn ansonsten gründet es auf einem zuvor unter dem Namen Frederic Piguet gefertigten Werk. Die Funktionen werden über ein Säulenrad gesteuert, und die Energieübertragung an das Chronographenrad wird durch eine vertikale Kupplung gewährleistet. Dieser Mechanismus weist nicht die gleichen Energieverluste auf wie bei einer Winkelbewegung des mittleren Chronographenrads oder des Schwingtriebs und garantiert eine geringere mechanische Latenz. Die Reibung der vertikalen Kupplung setzt eine absolute Beherrschung der Fertigung aller Bestandteile voraus. Jedermann erinnert sich noch zu gut, dass die ersten, damals für viele Marken entwickelten Versionen verschiedenste Varianten an Chronographenrädern mit mehr als zweifelhafter Zuverlässigkeit umfassten. Die Tests werden uns zeigen, ob die Ingenieure von Blancpain dieses Problem ihrer Kollegen genial zu lösen vermochten.
Die Flyback-Funktion hat bei dieser Uhr zwei wichtige Vorteile. Erstens ist sie praktisch, denn die ursprünglich für eine Vereinfachung von Flugmanövern und das Fliegen allgemein entwickelte Funktion ist auch für mehrere aufeinanderfolgende Messungen unter Wasser, z.B. Dekompressionsstopps, gut geeignet. Ausserdem garantiert diese Funktion indirekt eine mechanische Sicherheit, da die Chronographenwippe auch bei ungewollter Nullstellung nicht beschädigt werden kann.
Für dieses Modell wurden eine spezielle Hemmung und ein spezielles Regulierorgan mit 36 000 Halbschwingungen pro Stunde entwickelt. Grösse und Trägheit der Unruh sind geringer, doch die Tests bewiesen einen guten Kompromiss. Da es sich um einen Automatikaufzug handelt, wird die Spannung der Triebfeder durch eine Schwungmasse aus 18 Karat Gold mit einer Gangreserve von 50 Stunden sichergestellt.
Die Vollendungen entsprechen dem, was man von einer Sport-uhr mit serienmässiger Manufakturqualität erwarten kann.
Etwas mehr wäre wünschenswert gewesen, doch angesichts des exzellenten Preis-Leistungs-Verhältnisses ist diese Entscheidung vollumfänglich gerechtfertigt.
Tests:
Uns gefällt besonders gut, dass die Ingenieure bei dieser Neuinterpretation des Flyback-Chronographen ganz klare Entscheidungen getroffen haben. Mit einer Frequenz von 5 Hz setzen sie eindeutig auf eine minimale Grösse und Trägheit der Unruh unter gleichzeitiger Wahrung einer Gangreserve von 50 Stunden. Da es sich um ein leistungsstarkes Automatikwerk handelt, erhält die Unruh eine maximal konstante Energie. Die hohe Frequenz der Spiralunruh macht den Kompromiss bezüglich Grösse und Trägheit sowie geringerer Amplituden als gewöhnlich mehr als wett.
Die Gangtests erfolgten mit laufendem Chronographen. Angesichts der vertikalen Kupplung ist der Energieverbrauch bei laufendem Chronographen am geringsten. Die direkt nach Aufzug und nach 24 Stunden gemessenen Amplituden lagen nie über 282°, wobei die Unterschiede zwischen horizontalen und vertikalen Lagen logischerweise gering ausfielen. Die Gangergebnisse zeigten minimale Abweichungen (0 bis 5 Sekunden pro Tag direkt nach Aufzug und 0 bis 6 Sekunden pro Tag nach 24 Stunden).
Die Siliziumspirale bietet zudem einen Schutz gegen Magnetfelder. Grösstes Augenmerk richteten wir auf die vertikale Kupplung. Der Amplitudenverlust ist beim Einschalten des Chronographen minimal und stabilisiert sich anschliessend sofort. Wir haben diese Operation vielfach wiederholt und immer das gleiche Ergebnis erhalten. Dies zeigt, dass das Ingenieurbüro von Blancpain das heikle Problem der vertikalen Kupplung perfekt zu lösen wusste. Last but not least ist der Tragekomfort der Bathyscaphe Flyback perfekt, und das Stoffarmband optimiert die Ergonomie.
Fazit:
Mit diesem Chronographe Flyback präsentiert uns Blancpain zweifellos eines der schönsten und glaubwürdigsten Modelle der Kollektion. Die Wahl des Regulierorgans ist angesichts des Umfelds gelungen und perfekt umgesetzt. Wir konnten seine Zuverlässigkeit überprüfen und ziehen angesichts der gefundenen Lösung unseren Hut. Das Design dieser Taucheruhr ist überzeugend und gelungen. Es wurde in den letzten Jahren jedoch so überstrapaziert, dass uns diese herrliche Bathyscaphe Chronographe Flyback fast zu schlicht und diskret erscheint. Kein Gesang holder Sirenen, sondern eine echte kleine Meerjungfrau.