Obwohl wir erst letztes Jahr die DB 28 mit einem sehr ähnlichen Gehäuse auf dem Prüfstand hatten, möchte ich dennoch einige Besonderheiten der DB 27 aus Titan Grad 5, der einzigen Legierung dieses Metalls mit polierbaren Oberflächen, anführen. Das Werk verfügt über einen eigentlich recht simplen Behälter. Es handelt sich um eine zylinderförmige Trommel herkömmlicher Fertigung. Die beweglichen Bügel, die eine ergonomische Anpassung an jedes Handgelenk ermöglichen, sind dank ihrer Bauweise und Skelettierung effizient und technisch. Da sich die Drehpunkte dieser Bügel bei 3 und 9 Uhr befinden, positionierte De Bethune die Krone bei 12 Uhr. Es ist eine technische Entscheidung, die aus Symmetriegründen jedoch auch ästhetisch absolut gerechtfertigt ist. Doch genau diese Entscheidung ist der Grund für den einzigen kleinen Kritikpunkt bei der Prüfung dieses Zeitmessers. Die mit dem Armbandleder überzogene Bügelfeder drückt gegen die gerändelte Krone. Obwohl diese verschraubt ist und normalerweise in dieser Stellung nicht betätigt wird, kann man jedoch davon ausgehen, dass dieser Kontaktpunkt früher oder später Verschleissspuren auf der Armbandoberseite verursachen wird. Der Gehäuseboden mit spitzbogenförmigem Relief erinnert an das typische ästhetische Wahrzeichen der Marke. Durch das kleine Fenster bei 6 Uhr können die Unruhspirale sowie die ausgefallenen Arme der Schwungmasse bewundert werden. Am markantesten sind zweifelsohne die Zeiger sowie das spezifische Zifferblattprofil. Der Zeitmesser besticht vor allem durch die gelungene Fusion aus traditioneller Handwerkskunst (Silberzifferblatt und über der Flamme gebläute Stahlzeiger) und Modernität (Zeigerform und gestempelte Ziffernschrift).
Werk
Das Kaliber S233 dieser DB 27 ist ein Automatikwerk mit sechs Tagen Gangreserve sowie den wichtigsten von De Bethune entwickelten technologischen Neuerungen: doppeltes Federhaus für minimale Reibung und extrem konstante Kraftübertragung, die berühmte Unruh in Silizium und Weissgold sowie die typische hauseigene Spirale, dreifaches Stossdämpfungssystem gegen Gangbeeinträchtigungen und für aktiven Schutz der Unruhzapfen sowie die Schwungmasse aus Titan (für Leichtigkeit und Starrheit) und Platin (Beschwerung für maximale Trägheit). Neben den Stunden und Minuten gibt die DB 27 über einen zentralen Kalenderzeiger Auskunft über das Datum. Die Frequenz von 28 800 Halbschwingungen pro Stunde tut der komfortablen Gangreserve keinen Abbruch und macht das Kaliber S233 zum idealen Werk für den täglichen Gebrauch. In Bezug auf die Vollendungen ist es Denis Flageollet und David Zanetta gelungen, die gleiche Kohärenz aufrechtzuhalten wie bei der Ausstattung und innovatives Design mit traditioneller Dekorationskunst unter einen Hut zu bekommen.
Tests
Wenn Uhrenhersteller eine Gangreserve von über 72 Stunden ankündigen, gilt es zuerst die effektive Autonomie zu messen, um zu wissen, bis wann der Gang gemessen werden muss. Es ist allgemein bekannt, dass die letzten 24 Stunden keine unfehlbaren Messergebnisse mehr aufweisen können. Es ist demzufolge unnütz, in dieser letzten Phase noch Messungen anzustellen. De Bethune kommuniziert für diese DB 27 eine Gangreserve von sechs Tagen, und nach unseren Messungen konnten wir sogar noch weitere 21 Stunden dazu zählen. Wie steht es nun um die Ergebnisse der ersten sechs Tage? Die Messungen wurden alle 24 Stunden vorgenommen.
Bei vollem Aufzug lagen die Amplituden zwischen 250° und 295° und die Gangabweichungen zwischen +3 und +9 Sekunden pro Tag. Somit entsprechen sie den höchsten chronometrischen Ansprüchen. Obwohl diese Ergebnisse im Laufe der Zeit aufgrund der schwindenden Energie logischerweise abfallen, blieben die Amplituden und Gangabweichungen bis zum fünften Tag sehr akzeptabel. Am sechsten Tag verschlechterten sie sich jedoch so stark, das die durchschnittliche Amplitude auf 160° absackte und die Gangabweichung 53 Sekunden betrug. Es handelt sich also um gute chronometrische Ergebnisse. Es wäre jedoch ratsamer, eher auf eine Gangreserve von fünf statt von sechs Tagen zu bauen – zumindest wenn man für diese herausragend gearbeitete Uhr auch eine gute Zeitmessung möchte.
Fazit
Mit dieser DB 27 Titan Hawk liefert De Bethune genau das, was man von der Marke erwartet: neuartige Lösungen zur Überwindung von Hindernissen, auf die die mechanische Uhrmacherei schon immer gestossen ist. Genau dafür ist das Tandem Zanetta-Flageollet berühmt. Dieser Titanfalke spiegelt die Philosophie der Marke perfekt wider, deren Labor sich eher auf die Verbesserung der Zuverlässigkeit und der Zeitmessung als auf oft spektakuläre, aber unnütze Kreationen konzentriert.
Das ist die Grundidee der DB 27, die gleichermassen durch ein intelligentes Konzept, technologische Neuerungen und Funktionen besticht und somit die ideale Kandidatin für die beste Uhr im alltäglichen Gebrauch ist.