Harry Winston : Project Z6 Black Edition

In nur rund zwanzig Jahren hat sich Harry Winston zu einem der bedeutendsten Akteure der hohen Uhrmacherkunst gemausert. Seine innovative strategische Entwicklung ist dabei noch überraschender und revolutionärer als der Aufstieg an sich. Als der berühmte Diamantspezialist aus der 5th Avenue 1989 be-schloss, seine eigene Uhrenkollektion zu lancieren, führte die blühende Wirtschaftslage zu vielen fragwürdigen Unternehmungen. Einschaler erklärten sich selbst zu Uhrmachermeistern. Ein gekauftes Serienkaliber wurde durch die Vergabe einer internen Referenznummer über Nacht angeblich zum Manufakturwerk. Statt diesem Trend zu folgen, entschied sich Harry Winston für eine radikal transparente Strategie und Kommunikation. Als eine aus dem Juweliergeschäft stammende Marke wusste sie, dass man nicht von heute auf morgen zum Uhrmacher wird. Folglich konzentrierte sich die Marke aus New York in erster Linie auf Design und Ausstattung der Zeitmesser und kommunizierte offen, die Werke bei den besten unabhängigen Uhrmachern einzukaufen oder von diesen entwickeln zu lassen (Opus-Serie). Zu einer Zeit, als die meisten Kommunikationsabteilungen der Uhrmacherei allen ein X für ein U vormachten, war diese Strategie kühn und gewagt. Die Liebhaber schöner Zeitmesser wussten einen solch ehrlichen Ansatz jedoch zu schätzen. Aber was hätte man sich auch Schöneres träumen lassen können als Zeitmesser vom besten Juwelier mit Werken der besten Uhrmacher? Lassen Sie uns nun prüfen, ob diese Project Z6 Black Edition eine würdige Vertreterin der innovativen Strategie von Harry Winston ist.

 

 

Ausstattung:

Das 2011 erstmals präsentierte Project Z6 verfügte zuerst über ein Gehäuse in unbehandeltem Zalium, dann aus Gold und schliesslich wieder aus Zalium, aber mit DLC-Beschichtung. Diese jüngste Variante, die wir auf unseren Prüfstand gestellt haben, besitzt eine starke Identität.

Zalium gibt es in der Uhrmacherei ausschliesslich bei Harry Winston. Es handelt sich um eine Legierung auf der Grundlage von Zirkonium, einem traditionsgemäss in der Luftfahrt verwendeten Metall, das leichter, härter und korrosionsbeständiger ist als Titan. All diese Vorzüge machen es perfekt für die Ansprüche, die an heutige Armbanduhren gestellt werden. Die schwarze DLC-Beschichtung erhöht noch den Oberflächenwiderstand
und bildet mit dem Zaliumuntergrund einen Garanten für Langlebigkeit.

Auch wenn das Gehäusedesign keinen Zweifel an der Zugehörig-keit zum berühmten Juwelier aufkommen lässt, ist die allgemein avantgardistische Ästhetik dieses Zeitmessers das Ergebnis einer klaren Strategie. Das Armband aus integriertem Kautschuk ist perfekt gefertigt. Die geringfügige Neigbarkeit am Bandanstoss garantiert ergonomisches Tragen an jedem Handgelenk. Die dreifache Faltschliesse könnte hingegen im Einklang mit der Philosophie dieses Modells noch robuster sein. Die an eine Motorhaube erinnernde Dornschnalle sieht zwar hübsch aus, ist jedoch nicht sehr benutzerfreundlich. Das Zifferblatt ist in Bezug auf Ausgewogenheit, Komplexität und Vollendungen beispielhaft.

 

 

Werk:

Es handelt sich um mechanisches Weckerwerk mit Handaufzug von Chronode, dem wahrscheinlich innovativsten Werkbauer der letzten 20 Jahre. Die Anzahl Verbesserungen und Innovationen gegenüber den eher seltenen Mechanikwerken mit Weckfunktion spricht Bände. Mit einer einzigen Krone können gleichzeitig das Federhaus für das Räderwerk sowie das des Weckers aufgezogen werden. Beide verfügen dafür und als Schutz über Federn mit Gleitzügel. Trotz des Weckermechanismus besitzt das Werk eine Gangreserve von drei Tagen (72 Stunden). Der Wecker weist bei vollem Aufzug eine Autonomie von rund 20 Sekunden auf. Alle Einstellungen erfolgen über die Krone. Ein zusätzlicher Drücker ermöglicht das Ein- und Ausschalten der Weckfunktion. Eine der nützlichsten Innovationen dieses Werks ist die 24-stündige Weckfunktion. Eine Tag/Nacht-Anzeige für die Weckzeit sowie eine weitere für die Uhrzeit erlauben ein präzises Einstellen der gewünschten Weckzeit mit über 12 Stunden Vorlauf.

 

 

Tests:

Die dreitägige Gangreserve des Kalibers der Z6 veranlassten uns, für diesen Prüfstand drei Messungen der Ganggenauigkeit in sechs Positionen durchzuführen: eine bei vollem Aufzug, eine nach 24 Stunden und die letzte nach 48 Stunden. Bei vollem Aufzug und entspanntem Gleitzügel lagen die durchschnittliche Amplitude bei 290°, das Delta bei 30°, der durchschnittliche Gang bei +2 Sekunden/Tag und das Delta bei 11,1 Sekunden. Nach 24 Stunden betrug die durchschnittliche Amplitude immer noch 281°, das Delta nur noch 16°, der durchschnittliche Gang +1,2 Sekunden/Tag und das Delta nur noch 8,4 Sekunden. Last but not least erhielten wir nach 48 Stunden eine durchschnittliche hohe Amplitude von 256°, ein Delta von 29°, einen durchschnittlichen Gang von -2,1 Sekunden/Tag und ein Delta von 7,9 Sekunden. Angesichts der Komplexität des Werks sind das sehr zufriedenstellende Ergebnisse.

Bei vollem Aufzug läutet der Wecker rund 20 Sekunden. Die Schlagfrequenz des Hammers ist perfekt und der rechteckige Querschnitt der Tonfeder sorgt für einen kristallklaren Ton.
Puristen werden vielleicht bemängeln, dass die Weckerhemmung ein wenig zu laut ist.

Alle Funktions- und Uhrzeiteinstellungen erfolgen intuitiv und benutzerfreundlich. Die Project Z6 Black Edition bietet einen hohen Tragekomfort und der Gehäusedurchmesser von 44 mm erscheint angesichts der optimalen Ausgewogenheit sowie des perfekt integrierten Armbands um zwei Millimeter kleiner.

 

 

Fazit:

Diese Project Z6 Black Edition erfüllt eindeutig ihr Pflichtenheft. Es handelt sich um eine vom Design ansprechende, technisch gelungene, nützliche und mit einer noch nie so ausgeklügelten Weckfunktion ausgerüstete Uhr. Wir haben nur einen Verbesserungsvorschlag für den Werksbauer: eine Gangreserveanzeige
für den Wecker. Das Werk kann beispielsweise noch über eine komfortable Gangreserve verfügen, auch wenn der Wecker völlig entladen ist, ohne dass dies dem Träger angezeigt wird. Nur zu leicht könnte man deshalb vergessen, die Uhr aufzuziehen, um die Funktionstüchtigkeit des Weckers zu garantieren. Da die Entwickler dem wirklich wunderschönen Design Priorität eingeräumt haben, besticht der Zeitmesser nicht durch seine Lesbarkeit. Wir möchten die Kühnheit dieser Entscheidung lobend erwähnen, die sicherlich eines der Erfolgsgeheimnisse dieser Neuheit ist. Ein wahrer Augen- und Ohrenschmaus!


Der erfahrene Uhrmacher analysiert eine Uhr während einer Woche auf seinem Prüfstand, um den an technischen Details interessierten Lesern sein Fazit darzulegen.

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