CHRISTOPHE PERSOZ, Uhrmacher
Eine zweite Zeitzone ist heutzutage bestimmt die nützlichste Komplikation für Piloten, insbesondere dann, wenn sie Düsenflugzeuge steuern. Alle Flugzeuge besitzen, falls erforderlich, ihren eigenen Bordchronographen, und die Avionik der Jets berechnet präzise alle für Flug und Navigation nützlichen Zeiten. Sobald die Jets oder Flugzeuge aber mehrere Zeitzonen überfliegen, erweist sich eine Uhr mit zwei Zeitzonen als äusserst nützlich. Der Pilot kann wählen, ob er die Uhrzeit vor Ort, am Abflug- oder Zielflughafen anzeigen möchte. Die brauchbarste Information ist jedoch die Zulu-Zeit, d.h. die von der Flugsicherung und den Piloten als Referenzzeit benutzte Weltzeit UTC. Ob es sich nun um die gebotenen Funktionen, ihre Interpretation oder die Lesbarkeit sowie Ergonomie der Uhr handelt: Das Debüt von Patek Philippe in dieser Uhrenkategorie ist perfekt gelungen. Und auch wenn die diesbezüglich erwähnten historischen Referenzen den einen oder anderen zum Schmunzeln bringen, verfügt Patek Philippe über eine hohe Legitimität, da das Genfer Unternehmen eine prächtige Gulfstream G650 besitzt und betreibt, die genauso gut in «Patek Philippe der Lüfte» umgetauft werden könnte!
Patek Philippe bietet seit 2015 Fliegeruhren an. Die Referenz 5524 erschien damals in Weissgold und mit blauem Zifferblatt. Dieses Jahr wird der Katalog der Genfer Manufaktur um eine Rotgoldversion mit braunem Zifferblatt erweitert, die wir in dieser Ausgabe auf den Prüfstand nehmen möchten. Fest steht, dass die meisten Käufer dieser Referenz keine Berufspiloten sein dürften. Angesichts der Bekanntheit des Kalibers 324, das in dieser Uhr schlägt, und der geringen Anzahl Fliegeruhren dieser Marke in der Vergangenheit haben wir uns entschieden, sie dennoch aus dieser Perspektive zu betrachten.
AUSSTATTUNG:
Von der Ausstattung her muss eine Fliegeruhr vor allem gut lesbar, robust und mit Handschuhen leicht zu bedienen sein. Das Gesicht dieser 5524 erfüllt diese Kriterien entsprechend den üblichen Massstäben und strahlt zur Krönung noch den Hauch Eleganz aus, der jede «Patek» ausmacht. Alle Zähler der Bordinstrumente von Flugzeugen haben ein schwarzes Zifferblatt und weisse Ziffern, da diese Kombination bei allen Lichtverhältnissen erwiesenermassen die beste Lesbarkeit gewährleistet. Die Erfolgsformel dunkles Zifferblatt mit weissen Ziffern und Zeigern (Super-LumiNova®) wird hier mit dem kleinen Unterschied eingehalten, dass das Zifferblatt einen prächtigen Sonnenschliff mit Abstufungen von Dunkelbraun im Zentrum bis Schwarz am Aussenrand präsentiert. Jedes einzelne Detail des Zifferblatts und der fünf Zeiger erfüllt auf wunderbare Weise alle Vorgaben des Pflichtenhefts. Das Rotgoldgehäuse hat einen Durchmesser von 42 mm und bietet ein optimales Verhältnis zwischen Lesbarkeit und Komfort. Der verschraubte Boden und das flache Saphirglas untermauern die funktionale Glaubwürdigkeit der Uhr. Beide Drücker können mit oder ohne Handschuh bequem bedient werden. Als zusätzliche Sicherheit lassen sie sich durch Drehen verriegeln.
WERK:
Das Automatikkaliber 324 und seine Leistungen sind bereits hinlänglich bekannt. Wir werden uns also hauptsächlich auf die Frage konzentrieren, ob es die richtigen Funktionen bietet und ein geeigneter Motor für diese neue Rolle ist. Obwohl seine Zuverlässigkeit heute vorbildlich und seine Ganggenauigkeit bemerkenswert ist, hätte man ein «männlicheres» Kaliber erwarten können, das den Raum des Gehäuses würdevoll ausfüllt und Präzision, Gangreserve sowie Robustheit erhöht. Tatsache ist, dass dieses Kaliber seine Aufgaben mit Bravour meistert. Die Funktionen Stunden, Minuten und Sekunden im Zentrum werden um einen Stundenzeiger für die zweite Zeitzone und ein Datum mit Zeiger bei 6 Uhr ergänzt. Jeder Stundenzeiger ist ausserdem mit einer nützlichen und diskreten Tag/Nacht-Anzeige verbunden. Die Kombination aus Funktionen und Informationen dieser 5524 ist sicherlich an Relevanz kaum zu überbieten und wird den Ansprüchen der meisten Piloten ungeachtet ihrer Tätigkeit und des von ihnen gesteuerten Flugzeugtyps gerecht.
TESTS:
Die beiliegende Tabelle bescheinigt die einwandfreie Ganggenauigkeit des Kalibers 324. Dank der Schwungmasse in 21 Karat Gold ist der einseitig drehbare Automatikaufzug effizient. Die (in dieser Rubrik bereits ausführlich analysierten) Spiromax-Spirale und Gyromax-Unruh arbeiten wirksam zusammen, um das Werk auf eine Frequenz von 4 Hz zu bringen. Die gemessenen Werte der vom Hersteller mit 35 bis 45 Stunden angegebenen Gangreserve lagen an der oberen Grenze dieser überraschend breiten Spanne. Nichtsdestotrotz ist diese geringe Gangautonomie mit Sicherheit die grösste Schwachstelle für eine Fliegeruhr, vor allem, wenn man sie mit den aktuellen Standards vergleicht.
