Urban Jürgensen One

Urban Jürgensen sorgte für eine wahrhaft grosse Überraschung, als der sagenumwobene dänische Uhrmacher mit vier Referenzen in ein Segment einstieg, in dem ihn niemand erwartet hätte. Die One ist eine Sportuhr im Sinne der bedeutenden Ikonen der 1970er-Jahre. Das Design lässt keinen Zweifel zu: Die One erweist sich als Allrounderin, die sich vielmehr für den abwechslungsreichen Alltag eignet als für einen hochspezialisierten Einsatz. Das mag überraschen, denn bis jetzt fühlten sich die Fans der Marke von einem vorbildhaft gemeisterten und über die Jahrhunderte verfeinerten klassischen Stil angezogen. Wie wird diese One also von den Puristen aufgenommen werden? Wird sie es schaffen, den Kreis ihrer Liebhaber zu erweitern, von denen schon allein aufgrund der Geschichte der Marke sowie ihres technischen Erfindungsgeistes eine gewisse Erziehung (ohne jegliche elitären Hintergedanken!) verlangt wird? Vielleicht kann dieser Prüfstand ansatzweise einige Antworten auf diese Fragen liefern. Für die vorliegende Auflage haben wir uns mit der Version mit drei zentralen Zeigern, Datum und blauem Zifferblatt befasst.

AUSSTATTUNG

Das Gehäuse ist weder tonneau- noch kieselförmig und auch nicht rund, sondern ein wenig von alledem. Und genau das ist das Geheimnis ihres Siebzigerjahre-Stils. Das Armband geht fliessend, in grossen Wellen, ins Gehäuse über. Volumen und Formen werden durch abwechselnd polierte und satinierte Flächen betont. Das blaue Zifferblatt ist im Zentrum mit eleganten « Meereswellen » guillochiert, die die Geschichte der Marke mit der Dichtigkeit des One-Gehäuses von bis zu 120 Metern verknüpfen. Obwohl alles dafür spricht, dass die One auch vor 40 oder 50 Jahren hätte lanciert werden können, braucht sie sich in Sachen Ergonomie vor niemandem zu verstecken. Ihr Tragekomfort geht mit den fliessenden Linien ihres Designs einher. Es ist nicht jedem vergönnt, ein Metallarmband sowohl komfortabel als auch optisch gelungen zu gestalten. Das der One verdient ein Sonderlob und könnte sogar einige « Stahlgegner » umstimmen. Die Zeiger haben wir uns für den Schluss aufgehoben, denn sie hätten für sich schon eine zwei Seiten lange Ode verdient. Wie gewohnt sind sie einfach umwerfend. Sie wurden durch Skelettierung und Super-LumiNova® an den sportlichen Charakter der Uhr angepasst. Das als separater Bestandteil hergestellte Stundenrohr und der Kopf des Stundenzeigers verleihen den Stahlzeigern eine besonders edle Note. Und genau das unterscheidet die One von allen anderen Uhren – solange wir noch keinen Blick auf ihre Mechanik geworfen haben.

WERK

Die Referenz 5241 wird vom Automatikkaliber P5 gesteuert. Schon auf den ersten Blick scheint es perfekt für die ihm auferlegte Aufgabe geschaffen zu sein. Es bleibt der uhrmacherischen Noblesse der Marke auf alle Fälle treu und präsentiert eine Konstruktion, die sowohl hinsichtlich der Zuverlässigkeit als auch der Leistungen Vertrauen einflösst. Das kommt in dieser Kategorie, von der wir oft an flachere und « zartere » Werke gewöhnt wurden, selten genug vor und verdient, betont zu werden. Das P5 wird von zwei Federhäusern angetrieben, die ihm eine dreitägige Gangautonomie (72 Stunden) bei einer Frequenz von 21 600 Halbschwingungen pro Stunde gewährleisten. Die doppelte Auflage des Unruhklobens und die beweglichen Teile des automatischen Räderwerks sind die offensichtlichsten Elemente der Zuverlässigkeit, die dieses Modell in Bälde unverkennbar charakterisieren sollte. Die Schwungmasse verfügt über ein grosses Segment in 22 Karat Gold, das auch aus den Inaktivsten unter uns die nötige Energie herauskitzeln wird. Die Schwungmassenplatte wurde grosszügig ausgespart, sodass die « sonnengeschliffenen Streifen » ihrer Vollendungen bewundert werden können.

TESTS

Alle Tests haben das Gefühl von Zuverlässigkeit und Präzision bestätigt, das bei der blossen Betrachtung des Werks aufkam. Die beigefügte Ergebnistabelle liefert den Beweis dafür. Wir befinden uns eindeutig im Bereich der Ganggenauigkeit, und die Robustheit der Bauweise ist äusserst überzeugend. Das automatische System und die Trägheit der Schwungmasse garantieren einen schnellen Aufzug. Die One wird ohne jeden Zweifel aufgrund ihrer Leistungen überzeugen, denn selten hat ein Werk in einem 41 mm grossen Gehäuse einen vergleichbaren Eindruck von Vertrauen und Performance vermittelt.


CHRISTOPHE PERSOZ

Uhrmacher

Das Debüt der dänischen Uhrmacher im schwierigen Segment der sportlich-klassischen Uhren kann als vollkommen gelungen gewertet werden. Rein gestalterisch gesehen ist es ihnen vielleicht sogar zu gut geglückt. Obgleich die One ihre eigene Identität zu wahren weiss, wurden die Stilelemente so meisterhaft eingesetzt, dass sie unweigerlich an das geniale Design der Siebzigerjahre erinnert. Diese erfolgreiche Umsetzung könnte manch einen ins Wanken bringen, wären da nicht die Zeiger, die eindeutig auf die Identität der Marke verweisen. Hätte die One in den 1970er-Jahren das Licht der Welt erblickt, hätte man ihr in dieser so wettbewerbsintensiven Welt einen Ehrenplatz eingeräumt. Heute verleiht sie dieser Kategorie eine neue Dimension, indem sie mit einer Mechanik ausgestattet wurde, die im Vergleich zur Vergangenheit zugegebenermassen über technische Entwicklungen verfügt, die jedoch mit grossem Sachverstand ausgewählt wurden. Im Endeffekt verfügt die One gewiss über alle Vorzüge, um sich als bleibender Klassiker zu etablieren. Unsere Nachfolger werden noch in 50 Jahren über sie berichten.

Der erfahrene Uhrmacher analysiert eine Uhr während einer Woche auf seinem Prüfstand, um den an technischen Details interessierten Lesern sein Fazit darzulegen.

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