Vacheron Constantin : Patrimony Contemporaine Date et Jour Rétrogrades

Die GMT-Redaktion hat in den vergangenen Monaten Kreationen der bedeutendsten Uhrenmanufakturen auf ihren Prüfstand genommen. Einer der prestigeträchtigsten Namen fehlte jedoch noch. Vacheron Constantin schliesst heute diese Lücke, in dem die Marke uns eine Patrimony Date et Jour Rétrogrades anvertraut, um den Reigen der hohen Uhrmacherkunst zu vervollständigen.

Die älteste Genfer Manufaktur symbolisiert die Regeln der Uhrmacherkunst, die sich im Laufe der Jahrhunderte am Genfersee entwickelten, mehr als jede andere. Den Kunsthandwerken räumte diese Marke in ihren Kollektionen schon immer eine spezielle Rolle ein und wusste so das prestigeträchtige Erbe der Cabinotiers am Leben zu halten. Die Werksmanufaktur für grosse Komplikationen, die meist mit dem Genfer Gütesiegel Poinçon de Genève versehen sind, bildet gemeinsam mit dem unvergänglichen, für den Calvinismus typisch klassischen Stil das Herzstück der Identität von Vacheron Constantin.

Der von uns geprüfte Zeitmesser ist keine Revolution, beweist aber, dass die Genfer Manufaktur ihrem Ruf gerecht wird und sich nicht auf ihren Lorbeeren ausruht, denn diese Patrimony Date et Jour Rétrogrades hat eine resolut moderne Ausstrahlung.

 

Ausstattung:

Die Reaktionen auf diese neue Referenz können überraschen. Ihre klassische Anmutung sollte eigentlich allen die gleichen Emotionen vermitteln. Die ästhetischen Entscheidungen rufen jedoch sehr kontrastierende Meinungen hervor. Genau darin kommt die Genialität der Marke mit starkem oder diskretem Charakter zum Ausdruck.

 

 

Das Gehäuse entspricht mit einem Durchmesser von 42,50 mm und einer Höhe von 10 mm dem aktuellen Standard und bildet allein eine Synthese der Entwicklungen der Armbanduhr aus über einem Jahrhundert. Es hätte auch zu jedem anderen Zeitpunkt dieses Zeitraums perfekt ans Handgelenk gepasst. Jeder weiss, dass die Entwicklung eines klassischen Gehäuses zu den schwierigsten Herausforderungen gehört. Ein Erfolgsgeheimnis sind die wunderschönen Bandanstösse. Ihre perfekte Länge und Neigung garantieren die Ausgewogenheit des Ensembles (Red.: Eine solche Perfektion wurde in dieser Rubrik bisher noch nie erreicht).

Zifferblatt und Zeiger sind hingegen deutlich moderner im Design. Das opalen versilberte Zifferblatt ist herrlich und rückt die aufgelegten Goldindexe grazil in den Vordergrund. Stunden und Minuten werden durch einfache Stabzeiger in Gehäusefarbe angegeben, während schwarze Pfeile auf die Tag/Nacht-Anzeige und das Datum verweisen. Ihr eckiger Verlauf führt über logische, schwarze, aufgedruckte Angaben.

Die starke Identität dieses Zeitmessers und somit auch die kontrastierenden Meinungen gründen vor allem auf der Kombination aus Formen und Farben der Zeiger mit überraschender Typografie für die Wochentage.

 

 

Werk:

Die neue Patrimony wird von einem hauseigenen, auf 11 1/2 Linien und 28 800 Halbschwingungen standardisierten Automatikkaliber 2460 zum Leben erweckt. Dank des Genfer Gütesiegels Poinçon de Genève sind Fertigungsqualität und Vollendungen über jeden Zweifel erhaben. Bezüglich der Gangreserve von 40 Stunden könnte man einwenden, doch etwas weit von den aktuellen Standards entfernt zu sein, doch jeder weiss, dass die optimale Einstellung einer retrograden Anzeige (hier sind es sogar zwei) recht viel Energie verbraucht. Die chronometrische Stabilität und der exzellente Automatikaufzug machen dieses Gegenargument ebenfalls sofort vergessen. Die Schwungmasse des Werks in guillochiertem Gold ragt über ein traditionelles Genfer Dekor.

Unter dem Zifferblatt besticht das Modul durch alle für den Poinçon de Genève typischen Herrlichkeiten hoher Uhrmacherkunst. Die von Hand anglierten Kanten überzeugen durch atemberaubende Formen. Diese versteckte Seite verzaubert Privilegierte durch Grazie und Anmut.

Doch genau dort versteckt sich möglicherweise auch die Achillesferse dieser Uhr. Die Wochentagsanzeige scheint mit jener des gleichen Moduls ohne retrograde Anzeige des Wochentags identisch. Diese Anzeigeform passt perfekt zu einem Zeiger, der 360° zurücklegt, ist aber für eine retrograde Anzeige weniger geeignet. Dies ist wahrscheinlich der Grund für die aufgedruckten Wochentage, die nicht jedermanns Sache sind.

 

Tests:

Die Regleure von Vacheron Constantin sind Experten der Zeitmessung. Seit 250 Jahren werden sie um ihr Können beneidet. Ohne das Talent der Uhrmacher können aber auch sie nichts ausrichten. Die Qualität der Vollendungen und die Präzision für den Erhalt des Poinçon de Genève haben einen direkten Einfluss auf die Zeitmessung selbst. Die Entwickler des Kalibers haben für eine optimale Zeitmessung klare energetische und architektonische Entscheidungen getroffen.

Die gemessenen Ergebnisse überraschen uns deshalb nicht, auch wenn uns beim Lesen solcher Gangaufzeichnungen ein wohliges Prickeln durchläuft. Bei 0 und 24 Stunden lagen die gemessenen Amplituden bei über 265° und die Abweichungen bei 0 bzw. 6 Sekunden pro Tag. Nützliche Präzisierung: Um doch einen noch so winzigen Mangel zu finden, haben wir die Tests ausnahmsweise in sechs Positionen durchgeführt!!!

Der Cyclotest dauerte nur knapp 3 Stunden bis zum vollständigen Aufzug der Feder nach Stillstand. Auch dort stiessen wir auf ein perfekt optimiertes Räderwerk.

Der Tragekomfort ist (selbstverständlich) perfekt. Die Kerbung ist sanft und die Fertigungsqualität beim Einstellen der Zeit spürbar. Dies gilt auch für die zwei Schnellkorrektoren, deren Kraft und Hebelfeder optimal eingestellt sind.

 

Fazit:

Diese Vacheron Constantin steht für das Fachwissen, dass die Marke seit über zweieinhalb Jahrhunderten angesammelt hat. Wer sich von diesem recht kühnen modernen Design verzaubern lässt, wird einen eleganten und unvergänglichen Begleiter für die Zeitmessung zu schätzen wissen, dessen man garantiert nicht überdrüssig wird.


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