Uhren mit integriertem Armband erleben eine Blütezeit. Die durch einige emblematische Modelle symbolisierte Gattung entspricht aber nicht nur dem Look einiger Marken, sondern steht vielmehr für ein ganzes Marktsegment.
Die weltweite Besessenheit durch elegante Sport-, Luxus- oder Stahluhren wird nur durch einen Uhrentyp übertrumpft. Man erkennt ihn am nahtlosen Übergang zwischen dem Gehäuse und dem sogenannten integrierten Armband. Ist die Integration gelungen, kann man nicht mehr sehen, wo das Eine endet und Andere beginnt. Sie sind überall. Jede Marke möchte eine eigene Uhr mit integriertem Armband. Sie heissen Royal Oak, Nautilus oder Overseas, und ihre Anfänge gehen auf die 1970er-Jahre zurück. Sie waren dermassen beliebt, dass sie den Appetit vieler Marken auf diese eleganten und von Natur aus geschmeidigen Uhren anregten, die sich leicht tragen liessen. Girard-Perregaux lancierte die Laureato neu und rückte sie ins Zentrum des Sortiments, in dessen hintersten Ecken sie seit Jahren dümpelte. Maurice Lacroix schuf die Aikon Automatic, die sich dank ihrer sehr vorteilhaften Preispositionierung grosser Beliebtheit erfreut. Der französische Uhrmacher Bell & Ross erfand mit der BR05 eine neue Kategorie, in der sich alles um das Design dreht. Und last but not least bietet Chopard eine aktualisierte Version des sportlichen Parademodells der 1980er-Jahre St. Moritz unter dem neuen Namen Alpine Eagle an.
STILMERKMALE
Für den Übergang zwischen Gehäuse und Armband sind normalerweise die Hörner zuständig. Oft sind dann Reliefs und Unterschiede in der Platzierung oder Ausrichtung der entsprechenden Elemente sichtbar. Wenn alles perfekt ausgerichtet ist, wenn das Horn zu einer Verlängerung des Gehäuses wird und keine Befestigung mehr ist, wenn das erste Glied nicht mehr Scharnier ist, sondern mit dem Gehäuse verschmilzt, d.h. wenn diese beiden üblicherweise voneinander getrennten Elemente zu einem werden, spricht man von einem integrierten Design. Aber der Stil dieser Uhren setzt auch auf die maskuline Optik, deren Ausdruckskraft sich auf die Lünette konzentriert. Diese kann achteckig, sechseckig, gerändelt oder mit Schrauben fixiert sein. In keinem anderen Bereich der Uhrmacherei kommt diesem Bestandteil die gleiche Bedeutung zu. Es geht soweit, dass die Öffentlichkeit Plagiat schreit, sobald sie Schrauben oder ein Achteck erblickt. Allerdings muss man dazu sagen, dass die Royal Oak von Audemars Piguet oder die Nautilus von Patek Philippe einen so grossen weltweiten Erfolg geniessen, dass sie den Blick für das Ganze versperren.
WIEDERHOLBARKEIT
Vor diesem Hintergrund kommt man nicht umhin, Gérald Genta zu erwähnen. Diese beiden Modelle stammen unter anderem aus der Feder des ab den 1970er-Jahren sehr schaffensfreudigen Designers. In den unzähligen Hommagen an den unermüdlichen Schöpfer bleibt jedoch unerwähnt, dass dieser heute als Genie bezeichnete Mann die gleiche Idee an mehrere Kunden verkaufte. Die Ähnlichkeit zwischen den beiden genannten Modellen springt sofort ins Auge. Erst im Lauf der Zeit konnten sie sich in den Augen der Öffentlichkeit voneinander abgrenzen. Zum Zeitpunkt ihrer Lancierungen waren diese Modelle aber nicht erfolgreich, was beweist, dass das Design nicht allein über die langfristige Attraktivität einer Uhr bestimmt.
LUCIDITÉ
A la lumière de cet éclairage historique, les commentateurs qui crient au scandale et au plagiat à la vue de toute nouvelle montre à boîte et bracelet intégrés n’en sont que plus mal avisés. Après tout ce temps, elle est devenue un registre horloger à part entière, comme la montre sport chic ronde, comme la plongeuse, comme le chrono de pilote. Le design de chacun de ces grands classiques est codifié. Il faut d’abord respecter les règles de base puis se différencier, c’est-à-dire travailler le détail. Aujourd’hui, seul un public peu informé ou peu attentif verra de l’uniformité là où règne en réalité la variété. Car l’offre est aujourd’hui d’une telle diversité, de prix, de formes, de gabarits, de finitions, qu’il est temps d’aborder cette catégorie avec plus de clairvoyance.
KLARSICHT
Unter Berücksichtigung dieser geschichtlichen Fakten stehen die Kommentatoren, die beim Anblick einer neuen Uhr mit integriertem Armband einen Skandal oder ein Plagiat wittern, noch schlechter da. Nach all dieser Zeit hat sich diese Uhr genau wie der runde sportlich-schicke Zeitmesser, die Taucheruhr oder der Fliegerchronograph zu einem eigenständigen Genre der Uhrmacherei entwickelt. Das Design jedes dieser bedeutenden Klassiker folgt bestimmten Stilmerkmalen. Zunächst müssen die Grundregeln eingehalten werden, dann erst darf man sich abheben, d.h. in die Details gehen. Heutzutage sieht nur ein schlecht informiertes oder wenig achtsames Publikum dort eine Gleichförmigkeit, wo in Wahrheit Verschiedenheit herrscht. Denn das aktuelle Angebot umfasst eine derart bunte Vielfalt, so viele Preise, Formen, Grössen und Vollendungen, dass man dieser Kategorie mit mehr Weitsicht begegnen sollte.