Werkstoffinnovationen erobern weiterhin die Uhrmacherei. Leichter, härter, selbstschmierend – die Metalle und Keramiken von morgen halten bereits heute Einzug.
Beim Begriff «metallisches Glas» denkt man sofort an durchsichtiges und sprödes Glas, sollte sich jedoch eher auf das Beiwort metallisch konzentrieren. Es handelt sich um eine Legierung, deren Hauptbestandteil in der Uhrmacherei Zirkonium und somit ein Metall ist. Der Unterschied liegt in der Struktur. Diese ist amorph (wie bei Glas und daher stammt auch der Name). Die Atome sind nicht organisiert angeordnet, was zu einer Reihe von für die Uhrmacherei sehr wertvollen Eigenschaften führt: verformbar, stossabsorbierend und bruchfest. Das ist eine Eigenschaft der Panerai Luminor Submersible 1950 BMG-TECHTM. Ihr Gehäuse Luminor 1950 besteht vollständig aus BMT Tech, einem aus Zirkonium, Aluminium, Titan, Kupfer und Nickel hergestellten metallischen Glas: fast gänzlich amagnetisch, rostfrei und abriebfest. Es gibt Dutzende von verschiedenen Varianten metallischer Gläser mit sehr komplexen Zusammensetzungen. Breguet verwendet für die Musicale eine so gefertigte Scheibe, die zu einer vorher festgelegten Uhrzeit in der Spieldosenuhr vibriert.
OHNE SCHMIERMITTEL
Die LAB-IDTM Luminor 1950 CarbotechTM ist eine bedeutende Innovation von Panerai mit einem aus Tantalcarbid hergestellten Werk. In dieser Keramik dient Kohlenstoff als festes Schmiermittel. Die Zapfen drehen reibungslos. Im Zusammenspiel mit einer Hemmung aus Silizium und synthetischem Diamanten (ebenfalls Kohlenstoff) kommt das Kaliber P.3001/C gänzlich ohne Öl aus. Angesichts der bekannten Werksarchitektur wird die Uhr mit einer Garantie von sage und schreibe 50 Jahren überreicht.
OHNE KRATZER
Cobalt Chrome ist eine exklusive, dank der Micro-Melt®-Technologie hergestellte Uhrenlegierung von Roger Dubuis. Sie wird aufgrund ihrer herausragenden Korrosionsbeständigkeit und Stossfestigkeit in der Formel 1 für die Herstellung von Auspuffen verwendet. Ihre intensive Lichtspiegelung lässt das Material zudem besonders hell wirken. Die Legierung hat eine komplexe Fertigung. Nach dem Giessen wird das Metall unter Hochdruck per Sprühnebel aufgetragen. Die durch Aussortierung erreichte Homogenität der Partikel sorgt dafür, dass die Zwischenräume im Material nach dem erneuten Einschmelzen reduziert werden, sodass dieses homogen und widerstandsfähig wird.
OHNE GEWICHT
Kohlenstoff ist die Grundlage des Lebens und somit logischerweise ebenso vielgestaltig wie die Lebewesen. Zwei Forscher der Universität Manchester entdeckten es als Graphen und erhielten dafür den Nobelpreis für Physik. Richard Mille nutzt es über den neuen Partner McLaren für seine neue RM 50-03. Der Autobauer ist ein Grossverbraucher von Hochleistungsverbundstoffen und trug dazu bei, dass Graphen in das NTPT-Karbon integriert wurde, das Richard Mille bereits in der Kombination mit seinem Partner North Thin Ply Technology verwendet. Das Kunstharz, das die 600 TPTTM-Karbonschichten von Lünette und Gehäuseboden fixiert, wird so noch leistungsfähiger. Das Ergebnis ist Graph TPTTM, ein sechsmal leichterer und 200 mal widerstandsfähigerer Werkstoff als Stahl. Bei diesem Schleppzeigerchronographen mit Tourbillon wiegt das Werk 7 Gramm und die gesamte Uhr 40 Gramm. Wieder einmal reimen Werkstoffinnovationen mit spürbaren Vorteilen beim Tragen.