Innovation : Innovative Klänge

Noch nie waren Uhren mit Läutwerk so musikalisch, so flach, so zahlreich und so sicher und vor allem so innovativ! Ein Überblick über melodiöse Neuerungen.

Die auf Wunsch die Uhrzeit auf die Minute genau läutende Minutenrepetition ist die Königin aller Komplikationen. Das grosse Läutwerk, das die Viertelstunden und verstreichenden Stunden sowie die Uhrzeit auf Wunsch läutet, ist das Nonplusultra an Komplexität und somit die Kaiserin unter den Komplikationen. Diese Wunderwerke zu entwickeln und zum Funktionieren zu bringen genügt aber noch lange nicht. Sie müssen auch noch wunderschön klingen und der Klang muss stark, gut hörbar und lebendig sein. Doch auch damit ist es noch nicht getan. Wenn die Läutwerksteile in Aktion sind, kann jegliche Manipulation der Uhr Schäden verursachen. Die jüngsten Innovationen betreffen deshalb vor allem die Sicherung dieser Uhren, die leicht über eine halbe Million Euro kosten. Die Grundidee ist dabei, dass ein schlecht informierter oder ungeschickter Träger die Uhr nicht während des Läutens einstellt, denn das wäre fatal!

SICHERN

Greubel Forsey hat die Sicherung zum Dreh- und Angelpunkt der Grande Sonnerie als einer der herausragendsten Uhren des Jahres gemacht. Mit ihrem grossen Läutwerk mit Automatikaufzug, den Kathedraltonfedern, dem 24-Sekunden-Tourbillon und den hyperbolischen Vollendungen ist sie das Ergebnis eines gemeinsam mit Vacheron Constantin verfolgten Ansatzes. Die Genfer Marke präsentiert ihre Werksvariante ohne Kathedraltonfeder, ohne Automatikaufzug und ohne Tourbillon, aber auch nicht günstiger: die Symphonia Grande Sonnerie 1860. Je komplexer ein Läutwerksmechanismus, desto höher ist er auch. Genau deshalb versuchen viele Uhrmacher diese Höhe zu reduzieren. Mit zunehmend grossem Gehäusedurchmesser hat man natürlich auch mehr Platz in der Breite statt zu schichten. Bulgari hält derzeit mit der Octo Finissimo Répétition Minutes diesbezüglich immer noch den Rekord. Das Titangehäuse mit einem Durchmesser von 40 mm hat eine Höhe von nur 6,58 mm, wobei das Kaliber nur 3,12 mm hoch ist. Damit wurde der vorherige Rekord um 20% unterboten.

NEU ERFINDEN

Eine andere Art von Innovation ist es, einfach alles zu verändern. Genau das hat Breguet bei der Tradition 7087 beschlossen. Die Hämmer schlagen vertikal auf die Tonfedern, um eine Klangwelle auf gleicher Ebene wie das Saphirglas zu erzeugen. Diese Tonfedern sind aus Gold, und ihre Form hängt von der gewünschten Note ab. Der Regulator, der den Rhythmus der Vorgänge diktiert, ist magnetisch. Das Gehäuse hat winzige Klanglöcher und verfügt zudem über eine Resonanzmembran aus Gold. Dieses Prinzip verwendet auch Audemars Piguet für die Royal Oak Concept Supersonnerie: Schaffung einer Fläche, die den Ton innerhalb des begrenzten Raums des Gehäuses natürlich verstärkt.

SICH SELBST ÜBERTREFFEN

Die beeindruckendste Innovation stammt jedoch zweifellos von Chopard. Nach 15 000 Stunden Forschung und Entwicklung präsentierte die Marke ihre erste Minutenrepetition zum 20. Geburtstag der Manufaktur L.U.C. Dank der sechs Sicherheitsmechanismen ist sie rundum geschützt. Erstmals sind die Tonfedern aus Saphir. Ja, hier wird Saphirglas statt des sonst üblichen Stahls verwendet. Die Federn werden aus einem Stück gefertigt und sind deshalb direkt mit dem Saphirglas der Uhr verbunden. Die grosse Fläche vibriert wie ein Lautsprecher. Tonfedern und Glas bilden gemeinsam eine Klangwelle, die sich nahtlos und ohne jeglichen Klangverlust in einem homogenen Milieu ausbreitet. Der Klang ist voll und im wahrsten Sinne des Wortes kristallklar. Auf die Idee musste man erst einmal kommen, und dann galt es, dieses Ensemble aus Glas und Tonfeder zu fertigen. Allein das nahm drei Jahre in Anspruch! Solche Zeitspannen erklären auch den intergalaktischen Preis der Meisterwerke dieser Kategorie.

Der Uhrenfachjournalist und regelmässige Korrespondent für WorldTempus.com schreibt unsere Rubrik Innovation in einem für alle verständlichen Stil.

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