Magnetismus: Zieh mich an, stoss mich ab

Omega DeVille Trésor mit dem Kaliber Master Co-Axial

 

Jaeger-LeCoultre Geophysic 1958

 

Panerai Luminor Submersible 1950 Amagnetic PAM389

 

Tissot Astrolon von 1972

 

Rolex Oyster Perpetual Milgauss 116400GV

Mechanikwerke und Magnete sind keine Freunde. Magnetfelder beeinträchtigen oder stoppen sogar ihren Gang. Mechanikkaliber bergen Stahlteile, vor allem die Spirale. Ihre Ferronickel-Legierung ist theoretisch gegen externe Störungen gefeit. Doch die Grenzen dieser Störfestigkeit werden oft überschritten – schliesslich leben wir in einer immer stärker magnetisierten Welt.

 

Abschotten

Die ersten Versuche für eine Isolierung von Uhren gegen Magnetfelder stammen vom Anfang des 20. Jahrhunderts. Sehr früh setzte sich eine Lösung durch: der Faraday-Käfig, eine Hülle aus reinem Eisen, die die Magnetfelder effizient ablenkt. Man musste einfach nur ein Kaliber mit dieser Hülle schützen. Diese Technik wird auch heute noch genutzt. Sie schirmt die Panerai Luminor Submersible 1950 Amagnetic gegen Felder mit einer sehr hohen Stärke von 40 000 A/m. Obwohl dieser Käfig die einfachste und wirtschaftlichste Lösung ist, hat er drei Nachteile. Erstens ist Eisen nicht durchsichtig, sodass man keinen Saphirboden verwenden kann. Zweitens ist die Lösung wenig elegant, und drittens ist der Schutz des Eisens proportional zu seiner Dicke, d.h. je mehr Schutz desto mehr Volumen und Gewicht.

 

 

Erforschen

Der Kampf gegen den Magnetismus erlebte seine Blütezeit in den 50er-Jahren im Rahmen der wissenschaftlichen und geografischen Forschung sowie der Weltraumforschung, die Uhren neuartigen und extremen Bedingungen aussetzten. In dieser Epoche erblickten die Milgauss von Rolex und die Geophysic von Jaeger-LeCoultre das Licht der Welt. Die erste wurde für den Einsatz nahe der Teilchenbeschleuniger am Europäischen Kernforschungszentrum CERN und die andere für Polarexpeditionen entwickelt. Beide Uhren werden neu aufgelegt. Gleichzeitig hielt die Elektronik überall ihren Einzug in unseren Alltag: Fernseher, Lautsprecher, Haushaltsgeräte und Flugzeuge machen unseren Uhren das Leben schwer.

 

Vermeiden

Anstelle eines Magnetfeldschutzes setzen andere Lösungen auf nicht magnetisierbare Werkstoffe. Tissot fungierte als Pionier auf diesem Gebiet. Die 1972 lancierte Astrolon besass ein Plastikwerk. Die edelste Idee gründete auf dem absolut antimagnetischen Werkstoff Gold. Viele goldene Unruhen wurden entwickelt. H. Moser & Cie fertigte sogar Anker sowie ganze Werke in Gold. F.P Journe ging noch weiter, denn alle Kaliber der Marke sind systematisch aus Gold.

 

Immun

Silizium ist hinsichtlich der Kosten die effizienteste Neuerung. Silizium kann einfach bearbeitet werden, ist kostengünstig und absolut unempfindlich für Magnetfelder. Das Kaliber Un-118 von Ulysse Nardin verfügt beispielweise über eine komplette Siliziumhemmung (Spirale, Anker und Ankerrad) und ist somit absolut immun. Und was ist mit der Metallrestmasse, d.h. dem restlichen Werk? Omega hat das Problem auf andere Weise beseitigt. Das neue Werk namens Master Coaxial ist aus einer streng geheimen und für Magnetfelder bis zu einer Stärke von 15 000 A/m absolut unempfindlichen Legierung. Die Strahlen durchdringen das Werk, können ihm aber nichts anhaben. Dieses Prinzip macht die sehr elegante DeVille Trésor immun. Das Magnetisierungsrisiko betrifft alle Uhren, nicht nur die von Sportlern und Forschern.


Der Uhrenfachjournalist und regelmässige Korrespondent für WorldTempus.com schreibt unsere Rubrik Innovation in einem für alle verständlichen Stil.

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