Schöne und schnelle Autos reimen einst wie heute mit Traum und Statussymbol. Die Automobilindustrie diente der Uhrmacherei seit jeher als Inspirationsquelle, und beide verschmelzen mehr denn je.
Es ist kein Zufall, dass die Uhrmacherei sich häufig im Windschatten prestigeträchtiger Automarken tummelt. Trotz aller Debatten über Relevanz, Umweltverschmutzung, Staus und sonstige Unannehmlichkeiten ist und bleibt das Auto ein herausragendes Wunschobjekt sowie das Inbild von Selbstverwirklichung, Tapetenwechsel und Vergnügen. Uhr und Auto bevölkern Männerköpfe (manchmal auch die der Frauen) und teilen gemeinsame mechanische und kulturelle Werte. Aus diesem Grund sind fast alle mehr oder weniger in der Oberklasse angesiedelten Autohersteller Partnerschaften mit einer Uhrenmarke eingegangen. Meist handelt es sich aber nur um oberflächliche Beziehungen, bei denen die Identität der Marke oder ihre ästhetischen Codes nichts mit der Automarke zu tun haben, und manchmal stimmt nicht einmal der Exklusivitätsgrad überein. Ein Name auf dem Zifferblatt oder eine an eine Felge erinnernde Schwungmasse sind oft das Ende der Fahnenstange. Wenn es sich aber um eine lange, tiefe und fast intime Beziehung handelt, ist die Sachlage ganz anders. Die Fusion der hauseigenen Merkmale sowie gegenseitige Bewunderung sind authentische Antriebsmechanismen der autophilen Uhrmacherei.
GESCHICHTE
Der ständige Kontakt mit Rennstrecken, Piloten und Herstellern hinterlässt tiefe Spuren. Heuer und später TAG Heuer unterhielt seit den 1920er-Jahren eine enge Beziehung zum Automobilrennsport. Für eine auf Chronographen und somit auf für Paddocks konzipierte Komplikationen spezialisierte Marke ist das absolut logisch. Rolex hat einen noch intensiveren Ansatz gewählt. Seit den 1960er-Jahren präsentiert sich die Marke mit der Krone mit ihrer Daytona als Spezialist für Rennfahrer. Die Daytona wurde nach der berühmten Rennstrecke in Florida benannt und ebenfalls zur Legende. Dieses Modell wurde den Gewinnern unzähliger Wettrennen überreicht, die Rolex als offizieller Zeitnehmer oder Uhrenlieferant sponsert, darunter auch die Formel 1, die FIA-Langstrecken-Weltmeisterschaft und das 24-Stunden-Rennen von Le Mans.
IDENTITÄT
Roger Dubuis ist spät, aber mit Vollgas ins Rennen eingestiegen. Als die Marke sich bewusst wurde, dass ihre Kunden Autos und Autorennen lieben, spannte sie zuerst mit dem auf den meisten Rennstrecken vertretenen Reifenhersteller Pirelli und später mit der von Guigiaro, einem der berühmtesten Autodesigner, gegründeten Firma ItalDesign zusammen. Die Marke Rebellion, die seit jeher an den gleichnamigen Rennstall gekoppelt ist, hat es im Blut. Sie lässt sich für ihr Design und ihre Uhrmacherei von Autobestandteilen inspirieren. Die jüngste Interpretation ist die Predator 2.0 GMT, bei der unter anderem der Minutenzeiger die Form eines Bremssattels und einer Bremsscheibe aufweist.
INTIMITÄT
Bei den besonders beeindruckenden Modellen verweisen Design, Werkstoffe, Formen und Kreation der Uhr auf die Automobilwelt. Richard Mille ist der neue Partner von allen nur erdenklichen Abteilungen von McLaren. Beide streben nach Exzellenz und teilen die gleiche Liebe zum Kolben, denn Richard Mille fährt leidenschaftlich gern Auto, ist ein grosser Fan der englischen Marke und hat in seiner 1963 gestarteten Rennfahrerkarriere unzählige Titel gewonnen. Hublot erntet die Früchte seiner Partnerschaft mit Ferrari, dessen Bedeutung und Vergangenheit die Uhrenmarke unter Umständen hätten erdrücken können. Die Beziehung ist jedoch so ausgeglichen, dass Hublot das Designstudio von Maranello sogar als Hommage an den 70. Geburtstag des sich aufbäumenden Pferdes mit der Entwicklung des jüngsten Modells beauftragte. Das Ergebnis ist ein Hybridmonster aus Gehäuse, Karbonzelle und Röhrenchassis. Der Techframe Ferrari Tourbillon Chronographe spiegelt die Technik und Performance eines Ferrari-Boliden wider. Diese Initiativen sind und bleiben jedoch eine Ausnahme, denn meist wird einfach gegenseitig der Markenname aufgeklebt.